Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Löwenköpfchen
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Löwenköpfchen »

Grundsätzlich bin ich auch gegen Stierkämpfe, verurteile aber niemanden der sich so was mal angesehen hat bzw. ansieht.
Cozumel hat geschrieben: Di 13. Jul 2021, 19:46 Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, Spanier dafür zu verurteilen, wenn man im Gegenzug mal die Massentierhaltung in Deutschland betrachtet.
Für den Vergleich mit der Massentierhaltung musst du gar nicht so weit weg gehen. Die gibt es leider überall auf der Welt, auch in Spanien, wenn man sich dort, z. B., nur mal die Schweinemasthaltung ansieht.

Beides ist Tierquälerei und für mich nicht okay.
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Hessebub
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Hessebub »

Xanaron hat geschrieben: Di 13. Jul 2021, 21:12 Töten zum Spass? Ich verstehe nicht, dass es darüber unterschiedliche Ansichten geben kann im Jahr x nach der Aufklärung.....

Wenigstens wird das werfen von lebenden Tieren von Kirchtürmen allgemein verurteilt.
100% Zustimmung! Egal welches Tier zum belustigen von Menschen sein Leben lassen muss, gehört verboten! Da gibt es für mich kein wenn und aber. Und Tiere die zum Verzehr ihr Leben lassen, gehören mit allergrößten Respekt aufgezogen und ordentlich behandelt! Da bezahle ich auch sehr gerne den einen oder anderen Euro mehr.
Besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben :mrgreen:

LG Wolfgang
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Xanaron »

Atze hat geschrieben: Di 13. Jul 2021, 23:43
Xanaron hat geschrieben: Di 13. Jul 2021, 21:12 Töten zum Spass? Ich verstehe nicht, dass es darüber unterschiedliche Ansichten geben kann im Jahr x nach der Aufklärung.....
Welche Aufklärung - und wann?
Frage, echt?
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Aufkl%C3%A4rung
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Atze »

Leider hat die Aufklärung nicht unbedingt was mit der Einsicht in die Leidensfähigkeit von Tieren zu tun.
Einer der ersten "Aufklärer", nämlich Descartes (Cogito ergo sum) betrachtete die Tiere noch als eine Art Automaten.
Ich fürchte, die Aufklärung kümmerte sich fast nur um den Menschen.
Winkler, Volkmann und Bentheim waren eher Ausnahmen.
Für Kant z. B. waren Tiere - da nicht vernunftbegabt -
eher nicht zu beachten.
LG Atze
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Miesepeter »

Nicht zu vergessen, der Südländer hat eine ganz andere Wertvorstellung und Verhältnis zu Tieren, der Spanier spricht oft von "bichos", was man mit Getier, Aas, Ungeziefer, Viech u.ä. vergleichen kann, in kedem Fall m.E. herabwürdigend. Daher auch die vielen herrenlosen Katzen und Hunde. Den Stierkamof würde ich eher mit "Tradition" als mit "Kulturgut" entschuldigen.
Der Intellekt steht nachgeordnet zum Willen (Briefträger Gert Postel)
Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten (H. D. Thoreau)
Vorsicht bei Wünschen, sie können erfüllt werden - eigene Erfahrung
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Gambozino »

Miesepeter hat geschrieben: Mi 14. Jul 2021, 18:01 Nicht zu vergessen, der Südländer hat eine ganz andere Wertvorstellung und Verhältnis zu Tieren, der Spanier spricht oft von "bichos", was man mit Getier, Aas, Ungeziefer, Viech u.ä. vergleichen kann, in kedem Fall m.E. herabwürdigend. Daher auch die vielen herrenlosen Katzen und Hunde. Den Stierkamof würde ich eher mit "Tradition" als mit "Kulturgut" entschuldigen.
Ich habe den Eindruck, dass sich in den letzten Jahren die Einstellung gegenüber Tieren in Spanien doch schon geändert hat.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Xanaron »

Atze hat geschrieben: Mi 14. Jul 2021, 17:36 Leider hat die Aufklärung nicht unbedingt was mit der Einsicht in die Leidensfähigkeit von Tieren zu tun.
Einer der ersten "Aufklärer", nämlich Descartes (Cogito ergo sum) betrachtete die Tiere noch als eine Art Automaten.
Ich fürchte, die Aufklärung kümmerte sich fast nur um den Menschen.
Winkler, Volkmann und Bentheim waren eher Ausnahmen.
Für Kant z. B. waren Tiere - da nicht vernunftbegabt -
eher nicht zu beachten.
ja, der Weg ist das Ziel. Der Mensch musste sich bewusst werden, danit er sich aus dem Mittelaler "befreien" konnte. Dass der erste Schritt dann einmal zum Tierrecht führt, muss er getan werden.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Atze »

Xanaron hat geschrieben: Do 15. Jul 2021, 00:37
ja, der Weg ist das Ziel. Der Mensch musste sich bewusst werden, danit er sich aus dem Mittelaler "befreien" konnte. Dass der erste Schritt dann einmal zum Tierrecht führt, muss er getan werden.
Dass der Mensch sich dank der Aufklärung aus dem "dunklen" Mittelalter dank seiner Vernunft "befreien" konnte, hat - sich auf die Schulter klopfend - die Aufklärung aufgebracht. Besonders für Kant war das Mittelalter und auch die gotische Kunst ein Gräuel. Dabei hatte er vom Mittelalter keine Ahnung und erkannte nicht (konnte nicht erkennen) dass er nur so weit blicken konnte, weil er auf den Schultern von Riesen stand. Seine Zeit nahm diese Ansicht, die sie als besonders fortschrittlich auf - genau wie die Romantik das Mittelalter dann wieder überhöhte. Die Mär von dem finsteren Mittelalter hat auch heute noch Platz in manchen Schulbüchern.
Eine beliebte Behauptung der Aufklärung war, dass im Mittelalter geglaubt worden wäre, dass die Erde eine Scheibe sei. Diese Ansicht haben heute immer noch einige.
Wenn man berücksichtigt, dass es (wenn keine Katastrophen dazwischen kommen) fortwährend zu einem Anstieg des Wissens kommt, wurden die Grundlagen des heutigen Wissens und Denkens im Mittelalter auf den spärlichen aus der Antike durch die Katastrophe der Völkerwanderung hinübergeretteten Grundlagen aufgebaut. Bei diesem Transfer halfen arabische und jüdische Gelehrte. Aber ohne die vielgescholtene Kirche bzw. ihrer Mannschaft: Fleißige Mönche, weitsichtige Äbte und gelehrte Kleriker im Verband mit verantwortungsvollen Machthabern wäre diese Grundlagen ausgetrocknet.
Stattdessen entstand ein unbändiges Wissenwollen. Zunächst über die in der Bibel angesagte nahe Endzeit und deren Zeichen. Zudem wurde die Computistik zur Berechnung eines genauen Ostertermins eingeführt. Auf der Grundlage griechischer Philosophen wurde ein völlig neues Denken eingeführt - die Scholastik -, die sich zwar in ihrer Fixierung auf die Theologie als Sackgasse erwies, aber mit ihrer Disputierfreudigkeit das geistige Rüstzeug auch für das heutige Denken bildet. Anders als in Rom, wo die Erziehung der Kinder Privatsache war, kamen im mittelalterlichen Europa Klosterschulen und Domschulen (aus denen die Universitäten entstanden) auf. Die Grundlagen der europäischen Bildung.
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Miesepeter »

Wohl eher die "Grundlagen der modernen Einstellung des Individuums zu seiner Umgebung", denn mit der Bildung wurde und wird in Europa sehr unterschiedlich umgegangen. Bei uns könnte von einer allgemein zugännglichen "Volksbildung" ab Friedr. II ausgegangen werden. In Spanien gab ers noch for 50 Jahren ein weit verbreitetes Analphabetentum, bersonders unter der Landbevölkerung. Als Analphabet galt bis ca. 1970 wer seinen eigenen Namen nicht schreiben (oder malen) konnte. Bis ca. 1950 war das Erziehungswesen hauptsächlich Sache der (kath.) Kirche. Das Opus Deit unterhält ohne jeden Zweifel die qualitativ höchswertigsten Bildungseinrichtungen. Meine Zulassung zum Studium (Jura) an der Uni de Navarra wurde seinerzeit davon abhängig gemacht, ebenfalls Religion zu studieren und mich taufen zu lassen - was das wohl mit Bildung zu tun hat?
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Re: Stierkampf: Zwischen Verbot und Anerkennung als Kulturgut

Beitrag von Xanaron »

Nun, ich finde es lässt sich vereinfachen. Wir verbrennen fast keine Hexen mehr. So gesehen hat die Aufklärung schon etwas verbessert.
Wenn wir nun noch damit Anfangen, Tiere als Lebewesen und nicht als Sache zu betrachten und zu behandeln, dann sind wir doch schon deutlich aufgeklärter als auch schon :)
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