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Flamenco ist jetzt Weltkulturerbe

Verfasst: Do 18. Nov 2010, 22:31
von CBF-Team
MADRID / SPANIEN (18.11.2010): Die Spanier haben es schon immer gewusst, doch nun ist es endlich amtlich. Der Flamenco ist die international wohl bekannteste traditionelle Musik Spaniens. Nun ist er Weltkulturerbe. Auch die traditionelle Mittelmeerküche, die Menschentürme (Castells) auf Volksfesten in Katalonien und den mallorquinischen Weihnachtsgesang „Canto de la Sibila“, erklärte die Weltkulturorganisation Unesco am Dienstag als “immaterielles Kulturerbe“.
Bei der Konferenz in Kenias Hauptstadt Nairobi nahm die Unesco 46 zusätzliche Traditionen und Bräuche in die Liste dieser Kulturgüter auf.

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Die Ursprünge des Flamenco liegen in Andalusien im Süden des Landes. In seiner heutigen Form gibt es ihn seit dem 18. Jahrhundert, doch die Wurzeln reichen in die Zeit zurück, als die Gitanos (Zigeuner) vor rund 500 Jahren aus dem Norden Indiens nach Spanien kamen. Sie ließen sich wiederum von den arabischen und jüdischen Traditionen auf der iberischen Halbinsel beeinflussen. Erst als König Karl III. aber 1780 die Zigeunerverfolgungen per Dekret verbat und den Gitanos gewisse Bürgerrechte einräumte, drang ihre Musik auch an die Öffentlichkeit.

Der Flamenco besteht aus Gesang (cante), Tanz (baile) und Gitarrenmusik. Der Rhythmus wird durch das Stampfen mit den Füßen (taconeo), Händeklatschen (palmas) und den Klang von Kastagnetten unterstrichen. Er wird auch als “cante jondo“ (tiefer Gesang) bezeichnet, was auf die alten Klagelieder der unterdrückten Gitanos verweist.

Im Kino hat der spanische Regisseur Carlos Saura dieser wehmütigen und leidenschaftlichen Musik mit seiner Trilogie “Bluthochzeit“, “Carmen“ und “Der Liebeszauber“ sowie mit seinem neusten Werk “Flamenco, flamenco“ ein Denkmal gesetzt. Als größter Flamenco-Sänger gilt bis heute der 1992 gestorbene José Monge Cruz, besser bekannt als “Camarón de la Isla“. International bekannt sind der Gitarrist Paco de Lucía oder der Tänzer Joaquín Cortés.

Mit freundlicher Genehmigung von comprendes.de - Das Spanienmagazin.
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Re: Flamenco ist jetzt Weltkulturerbe

Verfasst: Fr 19. Nov 2010, 14:56
von Rioja
Hallo zusammen

Gut, dass diese Bräuche aufgenommen wurden und damit mitgeholfen wird, dasss solch Kulturgut eher erhalten wird. Da kann man nur hoffen, dass der Stierkampf, ebenfalls ein Relikt aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts auch noch aufgenommen wird.

Re: Flamenco ist jetzt Weltkulturerbe

Verfasst: Fr 19. Nov 2010, 16:14
von Florecilla
Rioja hat geschrieben:Da kann man nur hoffen, dass der Stierkampf, ebenfalls ein Relikt aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts auch noch aufgenommen wird.
Wohl eher nicht, denn "damit eine Kulturtechnik von der UNESCO als immaterielles Erbe der Menschheit anerkannt wird, muss sie in der Gegenwart lebendig sein, identitätsstiftende Wirkung haben und repräsentativ für eine Kulturregion sein. [...] Mit der Aufnahme in die Liste des immatriellen Kulturerbes macht die UNESCO darauf aufmerksam, dass weltweit Kulturtechniken bedroht sind. Zu den Ursachen gehören Industrialisierung und Modernisierung ebenso wie Migration, Landflucht und Intoleranz."
Quelle

Bereits seit 2005 kämpfen die Stierkampf-Befürworter um Anerkennung als Weltkulturerbe während Tierschützer entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen.

Stierkampf: Weltkulturerbe oder anachronistische Barbarei?

Re: Flamenco ist jetzt Weltkulturerbe

Verfasst: Fr 19. Nov 2010, 18:19
von Rioja
Hallo Florecilla

Na also, wenigstens wird es von Seiten der Befürworter versucht und "Hans" unterstützt sie königlich.

Re: Flamenco ist jetzt Weltkulturerbe

Verfasst: Fr 19. Nov 2010, 21:15
von Marybell
Dass der Flamenco als Weltkulturerbe gilt freut mich!!Allerdings sind ja dann doch alle volkstümlichen Tänze würdig aufgenommen zu werden,oder??Und das irgendwer nur einen Gedanken darauf verschwendet den Stierkampf aufzunehmen,finde ich schon sehr merkwürdig.(Aber nun bloss keine Diskussion über diese Barbarei :evil:

Re: Flamenco ist jetzt Weltkulturerbe

Verfasst: Fr 18. Jan 2013, 11:04
von Florecilla
TV-Tipp!

Dienstag, 22.01.2013, 14.45 Uhr, 3sat
Flamenco - Spaniens Urschrei

Es ist gar nicht so einfach, den Ursprüngen des Flamenco auf die Spur zu kommen - möglicherweise liegen sie im fernen Orient. In seiner Musik spiegelt sich die Erfahrung eines heimatlosen, vertriebenen Volks wieder: Die Zigeuner brachten ihre Melodien über Osteuropa und Arabien ins spanische Andalusien - dort haben sich die Klänge der Gitanos mit der dortigen Volksmusik zu einer eigenen Kunstform entwickelt: dem Flamenco.
Wo immer er auch herkommen mag, der Flamenco lebt und das in ganz Spanien: als Touristenattraktion in den Musikkneipen Madrids, als Unterrichtsfach in den Tanzschulen Sevillas, als akademisches Studienobjekt, der "Flamencologie", an einem Institut in Jerez. Flamenco ist nicht an Orte gebunden, sondern vielmehr ein Lebensgefühl - er erzählt von Armut und Hunger, Stolz und Ausgelassenheit einer ausgegrenzten Volksgruppe.
Die Dokumentation "Flamenco - Spaniens Urschrei" folgt den Spuren des Tanzes durch Spanien - eine Reise zwischen Leid und Leidenschaft.