Hallo Helena,
ich habe gerade festgestellt, dass mein Erfahrungsbericht sehr lang ausgefallen ist. Aber ich habe gerade gesehen, dass du technisch auch nicht soooooo sehr bewandert bist (genauso wie ich

), deshalb ist eine ausführliche Erklärung zum besseren Verständnis vielleicht gar nicht so schlecht.
Ich muss etwas vorausschicken:
Wir wohnen mitten in der Natur, die nächsten Dörfer befinden sich in Sichtweite, sind aber ein paar Kilometer weit entfernt. Dass wir in Zukunft autark leben müssen, war uns deshalb bei der Planung unseres Hauses bewusst, denn wir liegen für die Versorgung zu weit von den Dörfern entfernt.
Wir gehörten noch nie zu den Energieverschwendern, doch ich wollte beim Umzug nach Spanien nicht auf lieb gewordene Elektrogeräte verzichten. Ich träumte davon, auch in Spanien einen zweiten großen Kühlschrank für den Sommer zu haben, einen Trockner für klamme Wäsche im Winter, einen Backofen, eine Waschmaschine, also von ganz normalen Dingen, die eine moderne Hausfrau gewohnt ist.
Wir hatten uns schon lange zuvor mit Photovoltaik beschäftigt und als es dann so weit war, haben wir per Internet einen deutschen Fachmann ausfindig gemacht, der ein Projekt in Italien laufen hatte, ein Dorf, das irgendwann einmal ausschließlich mit Solarenergie laufen sollte. Ein Idealist. Das imponierte mir und er schien mir sehr kompetent zu sein. Warum ein deutscher Fachmann? Damals sprach ich noch nicht ausreichend genug Spanisch, um mich hier im Lande beraten zu lassen. Wir haben also diesem Fachmann unsere Vorstellungen geschildert und er hat uns schlichtweg ausgelacht. Er meinte, wenn wir schon energiesparend leben wollen, wäre es doch wohl selbstverständlich, mit einem Minimum an Elektrogeräten auszukommen. Meine Vorstellungen (Trockner, 2. Kühlschrank etc.) fand er lächerlich, er meinte, ich solle mal ganz schnell wieder von meinem Energiespartick runterkommen, für Menschen mit meinen Ansprüchen wäre er der falsche Ansprechpartner. Für ihn war das Gespräch zu Ende und ich war völlig geschockt, so ganz zurück zur Natur wollte ich auch wieder nicht, aber welche Alternative gab es?
Also haben wir uns vor Ort nach einem Stromanschluss erkundigt. Oh, der war gar kein Problem. Der Kostenvoranschlag kam umgehend, er war schlicht und einfach niederschmetternd: 28.000 Euro sollte der Anschluss kosten (dazu monatliche Fixkosten) und ein hässlicher Mast auf unserem Grundstück errichtet werden, denn die Leitungen werden in Spanien oberirdisch verlegt. Der Traum von unserer Inselanlage sollte aber noch nicht ausgeträumt sein. Wir haben uns dann bei einem örtlichen Fachbetrieb erkundigt. Und dieser Betrieb, Clark, befindet sich in Gata de Gorgos. Wir haben uns gerne davon überzeugen lassen, dass die Aussage des Berufskollegen reiner Unsinn ist. Natürlich könne man jedes Gerät anschließen, sofern es keinen Starkstrom braucht, nur man kann nicht alle Geräte gleichzeitig laufen lassen. Damit kann man leben, denn das kannten wir schon von unserem Haus an der Küste, denn wenn dort Poolpumpe, Backofen, Waschmaschine und Trockner gleichzeitig laufen, da fliegt schon mal die Sicherung raus.
Um es kurz zu machen:
Wir haben seit fast 4 Jahren eine Photovoltaikanlage, eine Insellösung (netzferne Stromversorgung) ohne die Möglichkeit, den zuviel erzeugten Strom einzuspeisen. Ich kann dir also zur Stromeinspeisung und von der Höhe der Vergütung nichts sagen, Helena, ich müsste mich auch erst schlau machen.
Und um es vorauszuschicken:
Wir sind mit dem System vollkommen zufrieden. Dazu gehört eine 3-KW-Photovoltaikanlage, 20 Solarpanels, die unauffällig im Dach integriert sind, ein 10-KW-Generator, der (sofern wir ihn brauchen) mit Gas oder Benzin betrieben werden kann, 12 große Bleiakkus und im Haus ein Display, das uns den exakten Batteriestand anzeigt, darüber sehen wir auch, wie viel Energie rein kommt und was verbraucht wird. Von dort aus können wir auch den Generator starten, wenn der Stand der Akkus zu tief gesunken ist.
Im Sommerhalbjahr ist Strom im Überfluss vorhanden. Schon mittags sind die Akkus voll. Dann könnten wir täglich zwei Spül- und Waschmaschinen durchlaufen lassen, das macht nichts aus. Im Winter muss man selbstverständlich mit dem Strom haushalten, der Tag ist kürzer, die Sonne steht tiefer und an manchen Tagen scheint sie gar nicht. Das gibt es in Spanien auch.
Natürlich muss man sich auf diese Art der Energiegewinnung einlassen. Wir haben ausschließlich energiesparende Elektrogeräte, keine Stromfresser darunter. Gut, die neuen großen Flachbildschirme sind nicht gerade stromsparend, aber auch da gibt es Modelle, die weniger verbrauchen als andere. Und selbstverständlich haben wir überall Energiesparlampen. Im Winterhalbjahr kommen wir zu zweit sehr gut mit unserer Photovoltaikanlage aus, eng kann es werden, wenn wir z.B. im November unsere Olivenernte haben und mehrere Menschen bei uns wohnen, die sich zwar bemühen Strom zu sparen, aber keine Erfahrung damit haben, mit Strom zu haushalten. Wenn dann schon mal eine halbe Stunde mit einem Superpowerfön die Haare getrocknet werden oder über Stunden Festbeleuchtung eingeschaltet wird und ein Braten im Backofen schmort, so merken wir das am Verbrauch.
In diesen Zeiten kann es vorkommen, dass wir auch mal eine Stunde den Generator laufen lassen müssen, aber das stört nicht.
Wir leben also fast autark. Wir haben auch kein Telefon mit Festnetzanschluss und trotzdem eine kostengünstige Internetverbindung, ohne irgendwelche Probleme….
Warmwasser bekommen wir aus Gasdurchlauferhitzern (wir wollten aus optischen Gründen keine Solarkollektoren für Warmwasser auf dem Dach haben) und geheizt wird mit Kaminen. Eine Elektroheizung kam für uns nie in Frage, denn bei der Anzahl unserer Bäume fällt genügend Brennholz ab. Großen Wert haben wir auf eine mehr als ausreichende Isolierung gelegt (Grundvoraussetzung). Der zentrale Kamin (22 KW) im Wohnzimmer hat Wassertaschen, an die eine Zentralheizung anschlossen ist, so dass wir immer ein warmes Haus haben. In der Küche haben wir zusätzlich zu unserem kombinierten Gas-Elektroherd mit Backofen einen 8-KW-
Festbrennstoffherd, DER Knaller überhaupt. Mein Mann ist passionierter Hobbyhandwerker und braucht aus Energiegründen auf keins seiner Profigeräte verzichten.
Wie gesagt, einspeisen können wir unsere Solarenergie nicht - wenn die Akkus voll sind, sind sie halt voll. Aber wir sind bis auf unser Wasser (glücklicherweise haben wir Stadtwasser) ziemlich unabhängig und haben sehr, sehr geringe Energiekosten, denn das bisschen Gas, das wir für unseren Herd und für die Gasthermen (Warmwasser für Duschen, Badewanne, Waschbecken) brauchen, kann man von den Kosten her vernachlässigen.
Darüber hinaus hat uns die komplette Solaranlage INKL. des 22-KW-Kamins weniger gekostet als der Anschluss an das öffentliche Stromnetz, darüber hinaus haben wir damals noch 40% Subventionen bekommen, was sich unter dem Strich sehr gut machte.
Die Anlage ist völlig wartungsfrei und wenn wir mal nach 15 Jahren neue Akkus brauchen (bisherige Erfahrungswerte), dann können wir die locker von unseren Einsparungen bezahlen, denn die betragen monatlich sicherlich an die 100 Euro, wenn nicht noch mehr. Das macht 1.200 Euro im Jahr, also 18.000 Euro in 15 Jahren + Verzinsung.
Eine Erfahrung haben wir jedoch machen müssen:
Wir haben in Italien eine Filteranlage für Olivenöl bestellt. Als wir sie bekamen, haben wir einen Schrecken bekommen. Sie lief nur mit Starkstrom (380 Volt). So etwas schafft eine 3-KW-Anlage nicht. Also haben wir den Motor ausgebaut (war ein ziemlich langwieriges Unterfangen) und umgetauscht, nun haben wir eine Filteranlage mit einem normalen Anschluss für Wechselstrom.
Um aber noch einmal auf deine Eingangsfrage zurück zu kommen, Helena. Ich kann dir nicht dazu raten, auf Photovoltaik umzustellen, wenn ihr einen Stromanschluss habt. Dann rechnet sich die Anschaffung nicht, selbst wenn du geringere Stromkosten hast als wir. Wenn man von 60 Euro Stromkosten pro Monat ausgeht (Ferienhaus), so sind das in 15 Jahren 10.800 Euro Ersparnis. Für den Preis bekommst du so eine Anlage nicht. Wenn man dann noch einkalkuliert, dass irgendwann neue Akkus fällig werden, sieht die Rechnung noch ungünstiger aus. Natürlich ist es wünschenswert, unabhängig von ständig steigenden Energiekosten zu leben, aber in deinem Fall wird es wohl einfach zu teuer.