EL CABANYAL - Valencias historisches Fischerviertel
Verfasst: Fr 16. Sep 2011, 18:13
Teil I - Vorgeschichte:
Zwischen 1837 und 1897 erbaut, war El Cabanyal bis zum Ende der Bauzeit ein eigenständiges Fischerdorf namens „Poble Nou de la Mar“ (span. Pueblo Nuevo del Mar) mit Fischerhäuschen am Strand. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Ort in die Stadt Valencia eingemeindet. Die Lage der „barracas“ (eigentlich Elendswohnungen) in erster Meereslinie lockte viele Valencianos ans Meer, wo sie sich in den Sommermonaten in den Fischerhäuschen einmieten konnten. Wer es sich im ersten Viertel des 20 Jahrhunderts leisten konnte, baute sich in der Nachbarschaft eine exklusive Sommervilla. Zu der Zeit war Jugendstil (span. modernismo) gerade „in“. Einige Gebäude des Viertels wurden von dem valencianischen Architekten Demetrio Ribes Marco (1875-1921) entworfen, von dem auch der Entwurf des Nordbahnhofs der Stadt Valencia stammt.
Seit mehr als 13 Jahren wird nun um den Erhalt des Cabañal-Viertels (abrufbar unter http://www.cabanyal.com) gekämpft. 1651 Wohnungen und rund 600 Häuser des historischen Barrios sollen zu Gunsten einer repräsentativen Allee, der „Avenida Basco Ibanez“ abgerissen werden, die bereits mehrspurig vom Zentrum Richtung Meer führt. Nur noch das Cabanyal-Viertel steht mit seinen Häuschen dem letzten Anschlussstück zum Meer im Wege.
Wenn man heute durch die Straßen durchstreift, kann man der Ansicht sein, der Kampf wäre bereits verloren. Tristesse macht sich breit. Viele Gebäude wurden in den letzten Jahren unter Polizeischutz abgerissen, der Protest der Bewohner hängt an von vielen Balkonen: „Rehabilció sense destruccío“ - Sanierung ohne Zerstörung, so der Slogan. Nachbarschaftsvereinigungen wie “Salvem el Cabanyal” (SEC) stoßen in dasselbe Horn: Ist es nur ein tapferer Versuch einer Minderheit, den Immobilienspekulaten entgegen zu treten? Schaffen sie es zum Schluss doch noch, gegen den Widerstand von Staat und Immobilienhaien ihr als BIC (Kulturgut allgemeinen Interesses) geschütztes Viertel zu erhalten?
Da jedoch die Bürger bei der letzten Wahl mehrheitlich für die Volkspartei gestimmt haben, konnte der Abriss bisher erfolgreich verhindert werden, die richterliche Entscheidung liegt derzeit auf Eis. Doch die Stadtregierung wird ihre Pläne nicht aufgeben, das Viertel ist ein sozialer Brennpunkt und soll durch Hochhäuser, Hotels und Freizeitanlagen ersetzt werden.
2009 hatte dieses Viertel gut 21.000 Einwohner.
Keine Frage, das pittoreske Viertel ist gefährdet. Das „Urige“ wird der Vergangenheit angehören, wenn die Bulldozer eines Tages anrollen und ihr begonnenes Werk vollenden werden. Schon heute stehen viele Häuser und Wohnungen leer, Einwanderer und Gitanos, Mittellose und Obdachlose haben sich des Barrios bemächtigt. Zwischen ihnen leben noch einige der alten Bewohner, ehemalige Fischer. Ihre Häuser liegen inzwischen in einem Ghetto, über dem das Stigma "sozialer Brennpunkt" schwebt. Die Immobilien sind unter diesen Umständen so wenig wert, dass ihre Eigentümer von dem Verkaufserlös noch nicht einmal eine winzige Wohnung in der Stadt bezahlen könnten. Werden bald bewachte Sightseeingtouren Touristen Sicherheit geben, wenn sie durch das alte Barrio geführt werden oder werden Baufirmen anrücken, die Gebäude des historischen Komplexes für potentielle Käufer oder Mieter trendy gestalten? Die Mieten würden in die Höhe schnellen, die bisherigen Bewohner könnten sie mit Sicherheit nicht mehr bezahlen und müssten das Viertel räumen. Wer das Viertel noch nicht kennt, sollte nicht zögern es zu besuchen. Wer weiß, wann die Abrissbirne kommt...
Der zweite Teil handelt von meinen persönlichen Eindrücken.
2009 hatte dieses Viertel gut 21.000 Einwohner.
Keine Frage, das pittoreske Viertel ist gefährdet. Das „Urige“ wird der Vergangenheit angehören, wenn die Bulldozer eines Tages anrollen und ihr begonnenes Werk vollenden werden. Schon heute stehen viele Häuser und Wohnungen leer, Einwanderer und Gitanos, Mittellose und Obdachlose haben sich des Barrios bemächtigt. Zwischen ihnen leben noch einige der alten Bewohner, ehemalige Fischer. Ihre Häuser liegen inzwischen in einem Ghetto, über dem das Stigma "sozialer Brennpunkt" schwebt. Die Immobilien sind unter diesen Umständen so wenig wert, dass ihre Eigentümer von dem Verkaufserlös noch nicht einmal eine winzige Wohnung in der Stadt bezahlen könnten. Werden bald bewachte Sightseeingtouren Touristen Sicherheit geben, wenn sie durch das alte Barrio geführt werden oder werden Baufirmen anrücken, die Gebäude des historischen Komplexes für potentielle Käufer oder Mieter trendy gestalten? Die Mieten würden in die Höhe schnellen, die bisherigen Bewohner könnten sie mit Sicherheit nicht mehr bezahlen und müssten das Viertel räumen. Wer das Viertel noch nicht kennt, sollte nicht zögern es zu besuchen. Wer weiß, wann die Abrissbirne kommt...
Der zweite Teil handelt von meinen persönlichen Eindrücken.