bei den Lusos*
Verfasst: Mo 18. Nov 2013, 15:19
Im März 2013 unternahmen wir diese Reise, ergänzend angeführt sind Erlebnisse der jüngsten Süd-Alentejo-Tour von vor einer Woche...
Als Teilzeitiberer wollen wir die schönsten Ecken der Peninsula erkunden und sind daher schon etwas zwischen A Coruna und Almeria sowie zwischen Figueres und Sagres herumgekommen, die diesmal gewählte Route führte von der Costa Blanca an einige ausgewählte Plätze der ehemals römischen Provinz Lusitania in der äußersten Südwestecke Europas.
Tag 1: Costa Blanca – Mazagon
Unser heutiges Ziel ist die „Küste des Lichts“, leider quert gerade eine riesige Schlechtwetterfront ganz Andalusien, sodass uns auf der Anreise über die A92 nur wenig "luz" beschert wird, es schüttet geradezu zwischen Granada und Sevilla, erst auf dem Weg am Nationalpark Donana vorbei zum Parador bei Mazagon bekommen die geplagten Scheibenwischer eine Verschnaufpause.
Abends gibt es endlich wieder ein paar Sonnenstrahlen und auch die Vorhersage für die nächsten Tage stimmt zuversichtlich. Wir unternehmen eine Erkundung durch die ausgedehnte Anlage, die saisongemäß wenig ausgelastet ist, man erreicht über eine steile Treppe den weitläufigen wie einsamen Strand, in der Ferne ankern einige Frachter vor Huelva. Da ein eisiger Wind bläst streichen wir den romantischen Strandspaziergang und wärmen uns in der Bar mit den für uns „Amigos“ gratis infusiones statt der üblichen copas lokalen Weines.
Später würgen wir - na ja, nicht wirklich – unser Abendessen mit Schwertfisch und Milchzicklein hinunter, um möglichst wenig des um den Aufstieg ins CL-Viertelfinale entscheidenden Matches zwischen unserer Barca und dem AC Milan zu versäumen, die zuletzt kriselnden Katalanen rehabilitierten sich bekanntlich auf glanzvolle Art.
Tag 2: Mazagon – Alvito
Die versprochene strahlende Sonne begleitet uns von der spanischen Grenzstadt Ayamonte über die Guadianabrücke, gleich dahinter sehen wir die Festung von Castro Marim, bewundern in Tavira die wunderschön blau und weiß oder gelb und weiß gefärbelten Häuser, dann geht es auf der N2 ins gebirgige Landesinnere. Wir fahren durch Korkeichenwälder nach Almodóvar, einem schmucken Städtchen, das schon im Alentejo liegt, dem Landstrich „über dem Tejo“. Bukolische Idylle begleitet uns auf dem Weg nach Norden: Schafe und Rinder grasen auf endlosen Weideflächen, Störche bringen ihre Nester für den zu erwartenden Nachwuchs in Schuss und der Fernblick ist durch die saubere Luft schier grenzenlos...
Auf unserer Agenda stehen Zeugen der Megalithkultur – bis zu acht Jahrtausende alte Dolmen, Menhire und Steinkreise, die reichlich im portugiesisch-spanischen Grenzgebiet anzutreffen sind, die Stadt Evora bietet mit ihrem Dianatempel darüber hinaus römische Baukunst auf höchstem Niveau.
Unser Quartier für die kommenden zwei Nächte liegt in der zentral im Alentejo gelegenen Kleinstadt Alvito, wir wohnen in einer Pousada im Kastell, sind begeistert von den fünf Meter hohen Räumen mit miguelinischem Dekor und arabisch anmutenden Fensterbögen, den gefiederten „Haustieren“, zwei prächtigen Pfauenmännern und einem Weibchen, deren flotter Dreier laut Auskunft der Rezeptionistin sehr harmonisch verlaufen soll, im terrassenförmig angelegten jardim stehen Orangenbäume um einen Pool und es gibt sogar einen kleinen Weingarten, man achte bloß auf die unzähligen Hinterlassenschaften der Vögel....
Weniger angetan waren wir vom Essen, mein liebend Weib monierte die Geschmacklosigkeit ihrer Sepianudeln, mein Fisch war zwar gut gegrillt, aber die matschige englische Gemüsebeilage wäre verzichtbar gewesen, auch die Desserts waren mau, allein der exzellente Dourowein von der Quinta los Roques rettete halbwegs den Abend.
Tag 3: Alvito – Costa Vicentina – Alvito
Über Ferreira gelangen wir auf die A2 nach Süden, mit unserer Onlinebestätigung der Mautpauschale am Armaturenbrett und den Kennzeichen im Server des Autobahnbetreibers können wir bequem ohne anzuhalten durch die Mautstellen fahren, die € 20 für drei Tage waren also eine gute Investition. Bei Lagos fahren wir ab und suchen unsere Meia Praia wo wir vor Jahrzehnten bei unserem ersten Aufenthalt an der Algarve wohnten, man erkennt die Gegend kaum wieder durch die unzähligen neuerbauten Hotels, Reihenhäuser und Residenzialwohnblöcke, daher wechseln wir schnell zur Ponta da Piedade, die uns mit ihren aufregenden Felsformationen immer wieder an die Great Ocean Road in Südaustralien erinnert.
Neu für uns ist die windumtoste Costa Vicentina, die wir hinter Sagres nordwärts bis Porto Covo abfahren, wo wir im Lokal von Zé Ignacio endlich an eine cataplana de peixe kommen, die Meeresfrüchtespezialität der Portugiesen. Vergessen ist die Pleite vom Vorabend, wir schwelgen in einer Art Bouillebaisse, einer grandiosen Suppe mit Gambas, Muscheln und Fischstücken, dazu viel Zwiebel, Paprika, Erdäpfel – eine kulinarische Offenbarung! Der passende resche Hauswein dazu ist ein lokaler Verdelho, der halbe Liter zu € 4. Die Köchin ist begeistert, als wir ihr unsere uneingeschränkte Sympathie bekunden und legt uns zur Rechnung ihr handgeschriebenes Rezept dazu.
Sines ist eine Enttäuschung, weil die Strandpromenade eine einzige Baustelle ist und für die riesigen Raffinerien in der Umgebung haben wir naturgemäß wenig über, daher schnell in die Altstadt geschaut, dann ging es zurück in unser Kastell in Alvito.
Tag 4: Alvito – Obidos
Ein Mail unserer Pousada in Obidos am frühen Morgen informiert über das gerade stattfindende Schokoladenfestival und die damit verbundene Parkplatznot in den engen Gassen des mittelalterlichen Städtchens, was uns zum frühen Aufbruch treibt und die ursprüngliche geplante Anreise über uns bereits bekannte Städte wie Setubal, Estoril, Cascais und Peniche verwerfen lässt. Die - wesentlich kürzere Direttissima über die A2, A 15 und A8 bietet statt der geplanten Küstenstraßen nicht nur einen Blick von der architektonisch beeindruckenden Brücke über das Tejomündungsdelta, in dem gerade Scharen von Muschelsuchern die Ebbe nutzen, sondern auch auf den Ostteil von Lissabon mit Oceanarium und den Kreuzfahrern am rechten Tejoufer.
Wir sind noch vor Mittag am castelo, wobei die Anfahrt durch die engen Gässchen mit Kopfsteinpflaster abenteuerlich ist, Fahrer eines Kalibers á la Mercedes S-Klasse oder 7er BMW bräuchten die Übung erst gar nicht versuchen, wo doch schon ein 1er wie der unsere „die Ohren anlegen“ musste um da durchzukommen, und ja, unsere frühe Ankunft wird mit einem freien Parkplatz belohnt, dem vorletzten....
Das Zimmer Dona Isabel ist noch nicht bereit, aber wir wollen ohnehin die pittoreske Stadt erkunden und erklimmen auf steilen Stufen die rundum laufende, vollständig erhaltene Stadtmauer.
Anschließend bewundern wir die prächtige Stadtkirche mit ihren Azulejoswänden, spazieren durch die Hauptstraße, kosten den lokalen Sauerkirschlikör Ginjinha und staunen über die Läden, die Gebrauchskeramik und Zierat von beeindruckender handwerklicher Qualität bieten.
Abends im Restaurant der Pousada erhalten wir zwei sehr gute Vorspeisen in Form von Foie gras und Jakobsmuscheln, die Hauptspeisen, ein flaxiges Kalbsteak und nach absolut nichts schmeckende Seezungenfilets lassen erste Zweifel an der Raffinesse der Pousadachefs wach werden.
Tag 5: Obidos – Oropesa
Quer durch die Mitte Portugals fahren wir auf fast leeren Autobahnen bis Castelo Branco, von wo wir auf kurvigen Landstraßen in die westspanische Provinz Extremadura gelangen, in deren Wäldern der bellota der schwarzen Eichelschweine „heranwächst“, der gleichberechtigt mit dem jamon iberico aus Andalusien absolut fantastischen Schinken darstellt. Kurz hinter der Grenze zu Castilla y Leon liegt in der Provinz Toledo unser Ziel, der Parador von Oropesa.
Ein Schloss aus dem 14. Jahrhundert diente es den Grafen Álvarez von Toledo als Residenz, aus deren Geschlecht auch ein Vizekönig von Peru stammte, die Lage ist superb über dem mittelalterlichen Ort, der Blick schweift bis zur Sierra de Gredos, deren höchste Gipfel bis fast 2500 Meter aufragen und nach den kräftigen Schneefällen der heurigen Saison strahlend weiß herüber grüßen. Diesen Blick genoss nicht nur W.S. Maugham, der hier nur einen Lunch einnehmen wollte und gleich ein paar Tage blieb, auch ein Mitglied des Königshauses erfreute sich offenbar an der prachtvollen Aussicht, während ihr die Zofe die Haare machte...............das achteckige Gemach wird daher „Peinador de la Reina“ genannt und ist die einzige „habitacion unica“ im Haus.
Wir haben uns zur Gewohnheit gemacht, einmal im Jahr einen der Paradore aufzusuchen, der ein Arrangement mit seiner besten Suite, ein mehrgängiges Degustationsmenü mit Weinbegleitung und ein aufs Zimmer serviertes königliches Frühstück am nächsten Morgen anbietet, die Preise dafür sind zwar auch königlich, aber mit unseren zu diesem Anlass besuchten Schlössern, Klöstern und Herrenhäusern (Alarcon, Olite, Ronda) haben wir bisher nur ausgezeichnete Erfahrungen gemacht, soll heißen, es wird einem auch was ums Geld geboten. Außerdem warten in der Suite ein eisgekühlter cava, Obst und Kuchen und ein traumhaftes Blumenarrangement. Das Essen mit seinen fünf Gängen war nach den Enttäuschungen der vergangenen Tage hervorragend, es gab lokale Spezialitäten wie Hirschschinken, gereiften Schafskäse und Marzipankuchen, davor noch Meeresfrüchte im Blätterteig und ein erstklassiges Rinderfilet á point aus Galicien. Begleitende Weine waren ein Rueda aus dem Haus Marqués de Riscal und ein Ribera del Duero von Matarromera. Als wir gegen Mitternacht in die Suite zurückkamen, war die am Nachmittag leergetrunkene Cavaflasche schon durch eine neue ersetzt.......
Tag 6: Oropesa – Costa Blanca
Über Talavera und Toledo, dessen prachtvollen und geschichtsträchtigen Alcazar wir diesmal nur von der Ringautobahn betrachten, kommen wir auf die AP 36 Richtung Albacete, die uns an diesem Sonntag fast allein gehört, dazu habe ich in der Mundo gelesen, dass der Verkehr auf das Ausmaß von vor 15 Jahren zurückgegangen ist, die crisis lässt grüßen, wenigstens haben wir das Unsere beigetragen, um in diesen schwierigen Zeiten die klassischen Herbergen in Portugal und hierzulande zu unterstützen.[/i]
Infos:
Navi - Garmin nüvi 3760, Kartenmaterial Michelin Portugal/Spanien 1:350000
http://www.parador.es
http://www.pestana.com (für die Pousadas)
für einige unbesetzte Mautstrecken benötigt man eine elektronische Vignette oder man steckt nach dem Autobahngrenzübergang eine Master/Visakreditkarte am Schranken rein, das Kennzeichen wird dann von einer Kamera registriert und die anfallenden Beträge abgebucht, genaue Infos u.a. auf der Webseite unter http://www.visitportugal.com
Glossar:
* Lusos - Spitzname der Spanier für die Portugiesen
luz - Licht (oder auch elektr. Strom)
"Amigos" - Treueprogramm der Paradores
jardim - Garten
praia - Strand
Verdelho - portugiesischer Weißwein
bellota - Eicheln, die zur finalen Mast der Ibericoschweine gefüttert werden
jamon iberico - Spitzenschinken
mau - schlecht
Als Teilzeitiberer wollen wir die schönsten Ecken der Peninsula erkunden und sind daher schon etwas zwischen A Coruna und Almeria sowie zwischen Figueres und Sagres herumgekommen, die diesmal gewählte Route führte von der Costa Blanca an einige ausgewählte Plätze der ehemals römischen Provinz Lusitania in der äußersten Südwestecke Europas.
Tag 1: Costa Blanca – Mazagon
Unser heutiges Ziel ist die „Küste des Lichts“, leider quert gerade eine riesige Schlechtwetterfront ganz Andalusien, sodass uns auf der Anreise über die A92 nur wenig "luz" beschert wird, es schüttet geradezu zwischen Granada und Sevilla, erst auf dem Weg am Nationalpark Donana vorbei zum Parador bei Mazagon bekommen die geplagten Scheibenwischer eine Verschnaufpause.
Abends gibt es endlich wieder ein paar Sonnenstrahlen und auch die Vorhersage für die nächsten Tage stimmt zuversichtlich. Wir unternehmen eine Erkundung durch die ausgedehnte Anlage, die saisongemäß wenig ausgelastet ist, man erreicht über eine steile Treppe den weitläufigen wie einsamen Strand, in der Ferne ankern einige Frachter vor Huelva. Da ein eisiger Wind bläst streichen wir den romantischen Strandspaziergang und wärmen uns in der Bar mit den für uns „Amigos“ gratis infusiones statt der üblichen copas lokalen Weines.
Später würgen wir - na ja, nicht wirklich – unser Abendessen mit Schwertfisch und Milchzicklein hinunter, um möglichst wenig des um den Aufstieg ins CL-Viertelfinale entscheidenden Matches zwischen unserer Barca und dem AC Milan zu versäumen, die zuletzt kriselnden Katalanen rehabilitierten sich bekanntlich auf glanzvolle Art.
Tag 2: Mazagon – Alvito
Die versprochene strahlende Sonne begleitet uns von der spanischen Grenzstadt Ayamonte über die Guadianabrücke, gleich dahinter sehen wir die Festung von Castro Marim, bewundern in Tavira die wunderschön blau und weiß oder gelb und weiß gefärbelten Häuser, dann geht es auf der N2 ins gebirgige Landesinnere. Wir fahren durch Korkeichenwälder nach Almodóvar, einem schmucken Städtchen, das schon im Alentejo liegt, dem Landstrich „über dem Tejo“. Bukolische Idylle begleitet uns auf dem Weg nach Norden: Schafe und Rinder grasen auf endlosen Weideflächen, Störche bringen ihre Nester für den zu erwartenden Nachwuchs in Schuss und der Fernblick ist durch die saubere Luft schier grenzenlos...
Auf unserer Agenda stehen Zeugen der Megalithkultur – bis zu acht Jahrtausende alte Dolmen, Menhire und Steinkreise, die reichlich im portugiesisch-spanischen Grenzgebiet anzutreffen sind, die Stadt Evora bietet mit ihrem Dianatempel darüber hinaus römische Baukunst auf höchstem Niveau.
Unser Quartier für die kommenden zwei Nächte liegt in der zentral im Alentejo gelegenen Kleinstadt Alvito, wir wohnen in einer Pousada im Kastell, sind begeistert von den fünf Meter hohen Räumen mit miguelinischem Dekor und arabisch anmutenden Fensterbögen, den gefiederten „Haustieren“, zwei prächtigen Pfauenmännern und einem Weibchen, deren flotter Dreier laut Auskunft der Rezeptionistin sehr harmonisch verlaufen soll, im terrassenförmig angelegten jardim stehen Orangenbäume um einen Pool und es gibt sogar einen kleinen Weingarten, man achte bloß auf die unzähligen Hinterlassenschaften der Vögel....
Weniger angetan waren wir vom Essen, mein liebend Weib monierte die Geschmacklosigkeit ihrer Sepianudeln, mein Fisch war zwar gut gegrillt, aber die matschige englische Gemüsebeilage wäre verzichtbar gewesen, auch die Desserts waren mau, allein der exzellente Dourowein von der Quinta los Roques rettete halbwegs den Abend.
Tag 3: Alvito – Costa Vicentina – Alvito
Über Ferreira gelangen wir auf die A2 nach Süden, mit unserer Onlinebestätigung der Mautpauschale am Armaturenbrett und den Kennzeichen im Server des Autobahnbetreibers können wir bequem ohne anzuhalten durch die Mautstellen fahren, die € 20 für drei Tage waren also eine gute Investition. Bei Lagos fahren wir ab und suchen unsere Meia Praia wo wir vor Jahrzehnten bei unserem ersten Aufenthalt an der Algarve wohnten, man erkennt die Gegend kaum wieder durch die unzähligen neuerbauten Hotels, Reihenhäuser und Residenzialwohnblöcke, daher wechseln wir schnell zur Ponta da Piedade, die uns mit ihren aufregenden Felsformationen immer wieder an die Great Ocean Road in Südaustralien erinnert.
Neu für uns ist die windumtoste Costa Vicentina, die wir hinter Sagres nordwärts bis Porto Covo abfahren, wo wir im Lokal von Zé Ignacio endlich an eine cataplana de peixe kommen, die Meeresfrüchtespezialität der Portugiesen. Vergessen ist die Pleite vom Vorabend, wir schwelgen in einer Art Bouillebaisse, einer grandiosen Suppe mit Gambas, Muscheln und Fischstücken, dazu viel Zwiebel, Paprika, Erdäpfel – eine kulinarische Offenbarung! Der passende resche Hauswein dazu ist ein lokaler Verdelho, der halbe Liter zu € 4. Die Köchin ist begeistert, als wir ihr unsere uneingeschränkte Sympathie bekunden und legt uns zur Rechnung ihr handgeschriebenes Rezept dazu.
Sines ist eine Enttäuschung, weil die Strandpromenade eine einzige Baustelle ist und für die riesigen Raffinerien in der Umgebung haben wir naturgemäß wenig über, daher schnell in die Altstadt geschaut, dann ging es zurück in unser Kastell in Alvito.
Tag 4: Alvito – Obidos
Ein Mail unserer Pousada in Obidos am frühen Morgen informiert über das gerade stattfindende Schokoladenfestival und die damit verbundene Parkplatznot in den engen Gassen des mittelalterlichen Städtchens, was uns zum frühen Aufbruch treibt und die ursprüngliche geplante Anreise über uns bereits bekannte Städte wie Setubal, Estoril, Cascais und Peniche verwerfen lässt. Die - wesentlich kürzere Direttissima über die A2, A 15 und A8 bietet statt der geplanten Küstenstraßen nicht nur einen Blick von der architektonisch beeindruckenden Brücke über das Tejomündungsdelta, in dem gerade Scharen von Muschelsuchern die Ebbe nutzen, sondern auch auf den Ostteil von Lissabon mit Oceanarium und den Kreuzfahrern am rechten Tejoufer.
Wir sind noch vor Mittag am castelo, wobei die Anfahrt durch die engen Gässchen mit Kopfsteinpflaster abenteuerlich ist, Fahrer eines Kalibers á la Mercedes S-Klasse oder 7er BMW bräuchten die Übung erst gar nicht versuchen, wo doch schon ein 1er wie der unsere „die Ohren anlegen“ musste um da durchzukommen, und ja, unsere frühe Ankunft wird mit einem freien Parkplatz belohnt, dem vorletzten....
Das Zimmer Dona Isabel ist noch nicht bereit, aber wir wollen ohnehin die pittoreske Stadt erkunden und erklimmen auf steilen Stufen die rundum laufende, vollständig erhaltene Stadtmauer.
Anschließend bewundern wir die prächtige Stadtkirche mit ihren Azulejoswänden, spazieren durch die Hauptstraße, kosten den lokalen Sauerkirschlikör Ginjinha und staunen über die Läden, die Gebrauchskeramik und Zierat von beeindruckender handwerklicher Qualität bieten.
Abends im Restaurant der Pousada erhalten wir zwei sehr gute Vorspeisen in Form von Foie gras und Jakobsmuscheln, die Hauptspeisen, ein flaxiges Kalbsteak und nach absolut nichts schmeckende Seezungenfilets lassen erste Zweifel an der Raffinesse der Pousadachefs wach werden.
Tag 5: Obidos – Oropesa
Quer durch die Mitte Portugals fahren wir auf fast leeren Autobahnen bis Castelo Branco, von wo wir auf kurvigen Landstraßen in die westspanische Provinz Extremadura gelangen, in deren Wäldern der bellota der schwarzen Eichelschweine „heranwächst“, der gleichberechtigt mit dem jamon iberico aus Andalusien absolut fantastischen Schinken darstellt. Kurz hinter der Grenze zu Castilla y Leon liegt in der Provinz Toledo unser Ziel, der Parador von Oropesa.
Ein Schloss aus dem 14. Jahrhundert diente es den Grafen Álvarez von Toledo als Residenz, aus deren Geschlecht auch ein Vizekönig von Peru stammte, die Lage ist superb über dem mittelalterlichen Ort, der Blick schweift bis zur Sierra de Gredos, deren höchste Gipfel bis fast 2500 Meter aufragen und nach den kräftigen Schneefällen der heurigen Saison strahlend weiß herüber grüßen. Diesen Blick genoss nicht nur W.S. Maugham, der hier nur einen Lunch einnehmen wollte und gleich ein paar Tage blieb, auch ein Mitglied des Königshauses erfreute sich offenbar an der prachtvollen Aussicht, während ihr die Zofe die Haare machte...............das achteckige Gemach wird daher „Peinador de la Reina“ genannt und ist die einzige „habitacion unica“ im Haus.
Wir haben uns zur Gewohnheit gemacht, einmal im Jahr einen der Paradore aufzusuchen, der ein Arrangement mit seiner besten Suite, ein mehrgängiges Degustationsmenü mit Weinbegleitung und ein aufs Zimmer serviertes königliches Frühstück am nächsten Morgen anbietet, die Preise dafür sind zwar auch königlich, aber mit unseren zu diesem Anlass besuchten Schlössern, Klöstern und Herrenhäusern (Alarcon, Olite, Ronda) haben wir bisher nur ausgezeichnete Erfahrungen gemacht, soll heißen, es wird einem auch was ums Geld geboten. Außerdem warten in der Suite ein eisgekühlter cava, Obst und Kuchen und ein traumhaftes Blumenarrangement. Das Essen mit seinen fünf Gängen war nach den Enttäuschungen der vergangenen Tage hervorragend, es gab lokale Spezialitäten wie Hirschschinken, gereiften Schafskäse und Marzipankuchen, davor noch Meeresfrüchte im Blätterteig und ein erstklassiges Rinderfilet á point aus Galicien. Begleitende Weine waren ein Rueda aus dem Haus Marqués de Riscal und ein Ribera del Duero von Matarromera. Als wir gegen Mitternacht in die Suite zurückkamen, war die am Nachmittag leergetrunkene Cavaflasche schon durch eine neue ersetzt.......
Tag 6: Oropesa – Costa Blanca
Über Talavera und Toledo, dessen prachtvollen und geschichtsträchtigen Alcazar wir diesmal nur von der Ringautobahn betrachten, kommen wir auf die AP 36 Richtung Albacete, die uns an diesem Sonntag fast allein gehört, dazu habe ich in der Mundo gelesen, dass der Verkehr auf das Ausmaß von vor 15 Jahren zurückgegangen ist, die crisis lässt grüßen, wenigstens haben wir das Unsere beigetragen, um in diesen schwierigen Zeiten die klassischen Herbergen in Portugal und hierzulande zu unterstützen.[/i]
Infos:
Navi - Garmin nüvi 3760, Kartenmaterial Michelin Portugal/Spanien 1:350000
http://www.parador.es
http://www.pestana.com (für die Pousadas)
für einige unbesetzte Mautstrecken benötigt man eine elektronische Vignette oder man steckt nach dem Autobahngrenzübergang eine Master/Visakreditkarte am Schranken rein, das Kennzeichen wird dann von einer Kamera registriert und die anfallenden Beträge abgebucht, genaue Infos u.a. auf der Webseite unter http://www.visitportugal.com
Glossar:
* Lusos - Spitzname der Spanier für die Portugiesen
luz - Licht (oder auch elektr. Strom)
"Amigos" - Treueprogramm der Paradores
jardim - Garten
praia - Strand
Verdelho - portugiesischer Weißwein
bellota - Eicheln, die zur finalen Mast der Ibericoschweine gefüttert werden
jamon iberico - Spitzenschinken
mau - schlecht