Ist es besser, ein "Zuhause" zu haben - oder lieber keines?
Verfasst: So 22. Feb 2015, 16:03
Libre und seine Leidensgenossen
Sie riefen uns an und wir fuhren los. Genauso wie schon so viele andere Male auch... oder war es dieses Mal etwas anderes? Ein Hund, der auf einem Balkon lebt, ist leider nichts außergewoehnliches in einem Land, in dem einige meinen, der Besitzer eines Tieres habe jedes Recht dazu, es zu quaelen. Wie oft habe ich schon die Aussage hoeren muessen: "Der Hund gehoert mir und deshalb mache ich mit ihm was ich will!" Unter diesem Motto leben so viele Tiere in unserem naeheren oder weiteren Umfeld.
Verschuechterte Hunde und Katzen, die, wenn man sich ihnen naehert, den Schwanz einziehen und vor purer Angst zu zittern anfangen. In all diesen Faellen hat es sich als unnuetz erwiesen, einigen Leuten erklaeren zu wollen, daß der Kauf oder Besitz eines Tieres nur dazu berechtigt, dieses zu umsorgen, behueten und zu pflegen, und auch, daß wenn man eines geschenkt bekommt, die Annahme desselben mit Verpflichtungen verbunden ist, wenn es auch noch so viel Freude bringt. Aber man hat in diesem Leben immer noch nicht alles gesehen, wenn man um Hilfe gebeten wird, und in diesem Fall leider nicht im positiven Sinn. Ich erzaehle es Ihnen.
Es war 4 Uhr nachmittags, als wir an der Wohnung ankamen. Wir sahen nach oben, und dort war er, ein kleiner Straßenhund, bestehend aus wenig Fell und vielen Knochen. Die Sonne knallte ihm voll auf den Kopf, wir konnten ihn leise vor sich hin wimmern hoeren. "Wie seltsam", dachte ich. "Wieso verkriecht er sich nicht in irgendeiner Ecke, um vor der Hitze Schutz zu suchen?" Wir gingen zu der Wohnung hoch und klingelten an der Tuer. Ein junger Mann oeffnete. Wir fragten nach dem Hund, und er bestaetigte, einen zu haben, den er nicht mehr haben wollte.
"Umso besser", dachte ich. Ehrlich gesagt, gibt es seit vielen Jahren in mir zwei Empfindungen, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen, es aber nicht tun. Auf der einen Seite bin ich getrieben von dem Drang, fuer alle verlassenen oder ausgesetzten Tiere, die wir finden, einen Besitzer, ein Zuhause oder eine Familie zu suchen.
Auf der anderen Seite wuenschte ich, daß all die Hunde und Katzen, die von ihren sogenannten Herrchen oder Frauchen mißhandelt werden, Leuten, die diese Tiere nicht verdienen, ploetzlich keine Besitzer mehr haetten. An jenem Tag, als ich sah, wie diese arme Kreatur lebte, freute ich mich nur, daß sie diesem "Zuhause" den Ruecken kehren konnte und die Chance bekam, ein anderes zu finden. Wir traten auf den Balkon hinaus. Er war alleine, dreckig, durstig, hungrig. Und außerdem noch angekettet. Ja, ganz kurz angekettet an ein Gelaender, so das er sich nicht bewegen konnte.
Die Kette war gerade lang genug, um sich hinzulegen, und reichte so eben an den Futter- und den Wassernapf, beide leer. Nicht einen zusaetzlichen Zentimeter hatte der Hund, um sich zu bewegen. Wir ketteten ihn los, so schnell wir konnten, und trugen ihn in unseren Armen hinaus. Es gab keinen Abschied. Kein einziges Wort. Wir nahmen von dort nicht einmal seinen Namen mit, den ließen wir zusammen mit seiner erbaermlichen Vergangenheit hinter uns, damit er fuer immer in der Vergessenheit verblassen wuerde.
Aber wir gaben dem ehemaligen Gefangenen auf der Stelle einen neuen Namen: "Libre", was auf Spanisch "frei" bedeutet.
Weil er von nun an und fuer immer befreit sein wird von jeder Quaelerei, befreit davon, auf einem Balkon zu leben, die Kette an seinem Koerper zu spueren sowie frei von Hunger und Durst.
Wenn Sie "LibreW kennenlernen wollen... begeben Sie sich einfach in ein Tierheim Ihrer Wahl. Es gibt in jedem unzaehlige Vierbeiner, die traurigerweise ein aehnliches Schicksal hinter sich haben und die im Herzen der Tierfreunde, die sich nun um sie kuemmern, alle denselben Namen tragen.
Raúl Mérida
Praesident von FIPARM
Sie riefen uns an und wir fuhren los. Genauso wie schon so viele andere Male auch... oder war es dieses Mal etwas anderes? Ein Hund, der auf einem Balkon lebt, ist leider nichts außergewoehnliches in einem Land, in dem einige meinen, der Besitzer eines Tieres habe jedes Recht dazu, es zu quaelen. Wie oft habe ich schon die Aussage hoeren muessen: "Der Hund gehoert mir und deshalb mache ich mit ihm was ich will!" Unter diesem Motto leben so viele Tiere in unserem naeheren oder weiteren Umfeld.
Verschuechterte Hunde und Katzen, die, wenn man sich ihnen naehert, den Schwanz einziehen und vor purer Angst zu zittern anfangen. In all diesen Faellen hat es sich als unnuetz erwiesen, einigen Leuten erklaeren zu wollen, daß der Kauf oder Besitz eines Tieres nur dazu berechtigt, dieses zu umsorgen, behueten und zu pflegen, und auch, daß wenn man eines geschenkt bekommt, die Annahme desselben mit Verpflichtungen verbunden ist, wenn es auch noch so viel Freude bringt. Aber man hat in diesem Leben immer noch nicht alles gesehen, wenn man um Hilfe gebeten wird, und in diesem Fall leider nicht im positiven Sinn. Ich erzaehle es Ihnen.
Es war 4 Uhr nachmittags, als wir an der Wohnung ankamen. Wir sahen nach oben, und dort war er, ein kleiner Straßenhund, bestehend aus wenig Fell und vielen Knochen. Die Sonne knallte ihm voll auf den Kopf, wir konnten ihn leise vor sich hin wimmern hoeren. "Wie seltsam", dachte ich. "Wieso verkriecht er sich nicht in irgendeiner Ecke, um vor der Hitze Schutz zu suchen?" Wir gingen zu der Wohnung hoch und klingelten an der Tuer. Ein junger Mann oeffnete. Wir fragten nach dem Hund, und er bestaetigte, einen zu haben, den er nicht mehr haben wollte.
"Umso besser", dachte ich. Ehrlich gesagt, gibt es seit vielen Jahren in mir zwei Empfindungen, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen, es aber nicht tun. Auf der einen Seite bin ich getrieben von dem Drang, fuer alle verlassenen oder ausgesetzten Tiere, die wir finden, einen Besitzer, ein Zuhause oder eine Familie zu suchen.
Auf der anderen Seite wuenschte ich, daß all die Hunde und Katzen, die von ihren sogenannten Herrchen oder Frauchen mißhandelt werden, Leuten, die diese Tiere nicht verdienen, ploetzlich keine Besitzer mehr haetten. An jenem Tag, als ich sah, wie diese arme Kreatur lebte, freute ich mich nur, daß sie diesem "Zuhause" den Ruecken kehren konnte und die Chance bekam, ein anderes zu finden. Wir traten auf den Balkon hinaus. Er war alleine, dreckig, durstig, hungrig. Und außerdem noch angekettet. Ja, ganz kurz angekettet an ein Gelaender, so das er sich nicht bewegen konnte.
Die Kette war gerade lang genug, um sich hinzulegen, und reichte so eben an den Futter- und den Wassernapf, beide leer. Nicht einen zusaetzlichen Zentimeter hatte der Hund, um sich zu bewegen. Wir ketteten ihn los, so schnell wir konnten, und trugen ihn in unseren Armen hinaus. Es gab keinen Abschied. Kein einziges Wort. Wir nahmen von dort nicht einmal seinen Namen mit, den ließen wir zusammen mit seiner erbaermlichen Vergangenheit hinter uns, damit er fuer immer in der Vergessenheit verblassen wuerde.
Aber wir gaben dem ehemaligen Gefangenen auf der Stelle einen neuen Namen: "Libre", was auf Spanisch "frei" bedeutet.
Weil er von nun an und fuer immer befreit sein wird von jeder Quaelerei, befreit davon, auf einem Balkon zu leben, die Kette an seinem Koerper zu spueren sowie frei von Hunger und Durst.
Wenn Sie "LibreW kennenlernen wollen... begeben Sie sich einfach in ein Tierheim Ihrer Wahl. Es gibt in jedem unzaehlige Vierbeiner, die traurigerweise ein aehnliches Schicksal hinter sich haben und die im Herzen der Tierfreunde, die sich nun um sie kuemmern, alle denselben Namen tragen.
Raúl Mérida
Praesident von FIPARM