Wir lügen alle, wer lügt besser?

Platz für alles, was in keine andere Rubrik des Forums passt und KEINEN Bezug zur Costa Blanca oder Spanien hat
Gast6
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Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Gast6 »

Wir lügen alle, wer lügt besser?

Das Thema wollte ich schon lange mal anschneiden.
Ich bin vor 20 Jahren aus D und Ö weg gegangen weil es mir zu stressig wurde, die Ellenbogentaktik und scheinheilige Verlogenheit wollte ich mir nicht mehr antun. Um gesellschaftsfähig zu sein musste man sich schon damals an den unehrlichen „Smalltalk Verrenkungen“ beteiligen und ich konnte das damals auch sehr gut. So ging ich ging nach Spanien da war ja alles noch ein bisschen lockerer, dachte ich! War es auch am Anfang wenigstens, doch dann hat auch dieses Land seine Entwicklung durchgemacht und sich an den EU und €-Standard angepasst. Mittlerweile gibt‘s die auch hier, die Schleimer und Schwindler des Erfolgs wegen.

Was wir meinen und was wir dann auch sagen ist nicht das Gleiche, leider! („leider“ gilt wenigstens für mich)
Ein Deutscher oder Österreicher braucht mittlerweile eine Dechiffrier Maschine um z.B. Arbeitszeugnisse zu entziffern. Was da drinnen steht hat zwei ganz unterschiedliche Aussagen.
Wenn sich 2 Freundinnen unterhalten wird es noch komplizierter, ein Beispiel:
Sie sagt: Ach was hast du heute für ein tolles Kleid an…..
Sie meint: Um Gottes Willen wann war denn das modern….

Die Spanier meinen auch nicht immer das was sie sagen, Spanier können nicht „NEIN“ sagen.
Da kommt dann immer „si pero………….“ Das ist meistens ein klares „Nein“, nur das muss man wissen!

Ihr kennt sicher hunderte Beispiele die ins Thema passen, das wird sicher aufschlussreich.
Ich habe deshalb dadurch öfter ein Problem, ich meine meistens auch das was ich sage und umgekehrt.
Nordseekrabbe
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Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Nordseekrabbe »

Lieber Gerardo, dieses Thema soll durchaus nicht in der Versenkung verschwinden. Angeschaut haben es schon viele und ich auch und intensiv gelesen. Ich für meinen Teil werde mich noch dazu äussern, muss aber erst noch ein bisschen ins Innere gehen und für mich selber Material sammeln. Bis später Nordseekrabbe
Alex

Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Alex »

Hallo Gerhard ,
was die Spanier können , machen die Norddeutschen genauso , nein heist bei Ihnen weiss ich nicht (wed ik nech ).
Dies sind aber nicht Lügen sondern Schutzbehauptungen . Mir hat mein Norddeutschland aufendhalt sehr geholfen den Valencianischen Kampocino zu verstehen und zu handhaben .

Wie verlogen und Inkonsequent dies sein kann zeigt sich der Umgang der Sprache in der Politik .
Oder auch in Foren . Beschimpfungen oder Angriffe auf eine andere Person so zu verpacken das es zu jeder zeit auffweichbar bleibt . Die Türe offen lassen "dies habe man so nicht gemeint oder geschrieben "

Dann kommt der ,der immer versucht direkt alles auf den Punkt zu bringen . Ist diese Person gradlinieger ? Ich meine ja .
Er erhält dafür zwar nicht immer den verdienten Ablaus , meist Kretik mit dem Zeigefinger ,das darf man so nicht sagen oder schreiben .

Ich meine da geht Lügen und weglaufen los vor der Wirklichkeit . Da kommt dann Eitelkeit und der Ego ins Spiel . Viele sind nicht mehr bereit Selbstkretik zu üben und werden dadurch immer Dünnhäutieger. Also schaart man Gleichgesinnte um sich und die Welt ist wieder in Ordnung . Dies birgt aber die Gefahr in sich das man sich selbst immer mehr von der Realen Welt entfehrnt .

Lügen kann man aber auch mit der Wahrheit . Dies gelingt einem am besten wenn man die Wahrheit erzählt und die vorgefasste Meinung so Stark ist das einem die dargebrachte Schilderung nicht geglaubt wird , ja meist alle darüber lachen .

So jetzt muss ich erst einmal darüber Grübeln :-? ob ich hier gelogen oder die Wahrheit geschrieben habe .

Lg Alex
Nordseekrabbe
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Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Nordseekrabbe »

gerardo hat geschrieben:Wir lügen alle, wer lügt besser?

Habe meine Antworten im Nachhinein unterstrichen, da ich sie in den Text einbauen wollte, allerdings wirkte dann alles wie ein Zitat.

]Das Thema wollte ich schon lange mal anschneiden.
Ich bin vor 20 Jahren aus D und Ö weg gegangen weil es mir zu stressig wurde, die Ellenbogentaktik und scheinheilige Verlogenheit wollte ich mir nicht mehr antun. Um gesellschaftsfähig zu sein musste man sich schon damals an den unehrlichen „Smalltalk Verrenkungen“ beteiligen und ich konnte das damals auch sehr gut. So ging ich ging nach Spanien da war ja alles noch ein bisschen lockerer, dachte ich! [/b

Ich persönlich würde hier schon eine Unterscheidung vornehmen wollen. Ich fange mal mit dem Small-Talk an. Es gibt heute in der Gesellschaft und zwar nicht nur in Deutschland, sondern weltweit sog. Cocktails. Parketts, auf die gehört Small-Talk, nicht mehr. Stellen wir uns doch einfach mal einen Betrieb in Deutschland vor, ein Jubiläum, es wird zu einem Umtrunk und zu einem Bueffett eingeladen. Dahin gehört aus meiner Sicht Small-Talk. Oder willst Du dort eine tiefgängie Diskussion entfachen? Geht natürlich auch, aber es würde die Feier sprengen.

Mittlerweile gibt‘s die auch hier, die Schleimer und Schwindler des Erfolgs wegen.

Die gab und gibt es schon immer. Vielleicht haben Menschen ihre Antennen verloren um es zu erkennen. Obwohl, Du sprichst ja auch davon, dass Du sie erkennst, sonst wüsstest Du ja nicht, dass es sie gibt. Mich persönlich stört es nicht, ich erkenne sie und ggf. situationsangemessen, spreche ich sie darauf an. Und ich bin sicher, dass Karrieregeber dieses auch merken.

Was wir meinen und was wir dann auch sagen ist nicht das Gleiche, leider! („leider“ gilt wenigstens für mich)
Ein Deutscher oder Österreicher braucht mittlerweile eine Dechiffrier Maschine um z.B. Arbeitszeugnisse zu entziffern. Was da drinnen steht hat zwei ganz unterschiedliche Aussagen.
Wenn sich 2 Freundinnen unterhalten wird es noch komplizierter, ein Beispiel:
Sie sagt: Ach was hast du heute für ein tolles Kleid an…..
Sie meint: Um Gottes Willen wann war denn das modern….

Naja, das mit den Zeugnissen ist nicht neu, läuft seit Jahrezehnten so. Das bewerte ich als Fachfrau des Gebietes nicht wirklich ueber. Ich sage immer, eine Bewerbung muss her, in der Aussage und in der Optik einer Eintrittskarte ähnlich sind . Sie öffnet die Tür zum Gespräch. Und wenn das Gespräch dann stattfindet, dann muss sie massiv in den Hintergrund rücken und der Bewerber
als Mensch mit seinen Fähigkeiten muss rüberkommen. Tja und wenn die Fähigkeiten dann Schleimerei sind, dann wie gesagt gehe ich davon aus und so kenne ich es auch, dass das geoutet wird.


Die Spanier meinen auch nicht immer das was sie sagen, Spanier können nicht „NEIN“ sagen.
Da kommt dann immer „si pero………….“ Das ist meistens ein klares „Nein“, nur das muss man wissen!

Das sehe ich genauso. Doch auch hier gilt, andere Menschen, andere Verhaltensweisen. Wenn ich dazu etwas aus Suedameria schreiben würde, klänge es auch nicht anders. Doch Du selber sagst, si pero ist meistens ein NEIN nur das muss man wissen. Du weisst es, also plane immer ein, dass es keine klare Aussage gibt. Die bekommen wir in diese Völker auch nicht rein, sie sind eben anders gestrickt als wir. Ich persönlich finde es schon hilfreich, wenn ich anfange die Mentalität zu verstehen. Und ich spüre, dass man sich auch bemüht, meine zu verstehen.


Ich habe deshalb dadurch öfter ein Problem, ich meine meistens auch das was ich sage und umgekehrt.


Bei uns gibt es auch diese Zusage, die keine ist. Ich kenne Einladungen die ausgesprochen worden sind, in der Hoffnung auf innerländische Freundschaften. Es wurde eingekauft, gekocht und hergerichtet und sie blieb zum vereinbarten Termin allein. Oder Uhrzeiten, Grillfest um 13.00 Uhr, Gäste kommen, Grill ist längst kalt um 17.00 Uhr. Sogar zu Hochzeiten wird mit einer unsagbaren Zeitverschiebung erschienen. Für uns schwer nachvollziehbar, auch nicht mit Sinn zu erklären, aber so läuft es eben schon ewig. Was ich ganz niedlich finde, wenn Deutsche einladen, dann gehen wir pünktlich hin, wenn Kolumbianer einladen, gehen sogar wir schon eine halbe Stunde später, aber sind dann immer noch die Ersten.


Aber wie sagte mir mal ein Bekannter in diesem Land: Wenn alles so wäre wie zu Hause, dann hätten wir ja bleiben können. Wir wollen ja eine andere Lebensform zumindest mitbekommen.

Ich persönlich kann Deinen zumindest deute ich es so, hin und wieder aufkommenden Missmut nachvollziehen. So ist es eben wenn unterschiedliche Kulturen aufeinander stoßen. Ich kriege allerdings bei Deiner Anfrage nicht genau nachvollzogen, warum Du die nicht so klare Art und Weise der Aussage durch die Spanier mit dem Karrierewillen von Deutschen zusammenbringst und auch mit Fehlverhalten auf dem Karriereweg. So ganz klar ist mir das nicht geworden, Gruss Nordseekrabbe

UPPS; SEHE GERADE HABE MEINE ANTWORTEN IN DEINEN TEXT EINBAUEN WOLLEN, wirken jetzt wie Zitate. Hoffe, es ist klar, was Du bist und was ich. Sorry Habe meine Antworten unterstrichen.
Zuletzt geändert von Nordseekrabbe am So 7. Feb 2010, 13:28, insgesamt 2-mal geändert.
Gast6
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Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Gast6 »

Ich kriege allerdings bei Deiner Anfrage nicht genau nachvollzogen, warum Du die nicht so klare Art und Weise der Aussage durch die Spanier mit dem Karrierewillen von Deutschen zusammenbringst und auch mit Fehlverhalten auf dem Karriereweg. So ganz klar ist mir das nicht geworden, Gruss Nordseekrabbe
Ich wollte da keinen Zusammenhang herstellen. Das sind einfach nur Beispiele die mir spontan eingefallen sind. Einmal für D-Ö etc. und einmal für Spanien.
Nordseekrabbe
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Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Nordseekrabbe »

Mmmmmh, jetzt bin ich etwas irritiert, zumal in der Erstmitteilung Du ja geschrieben hast: Dieses Thema wollte ich schon lange mal ansprechen.
Kein Zusammenhang habe ich verstanden, also sind es zwei Themen und welches liegt Dir jetzt am Herzen?

Wäre schön, wenn Du noch einmal konkreter werden könntest, damit sich die vielen Gedanken die Du damit geweckt hast, nicht in Luft auflösen müssen sondern eher in Schrift auflösen, Gruss Nordseekrabbe
Gast6
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Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Gast6 »

Hallo nordseekrabbe,
ich hohl das Ganze noch mal runter, ist etwas unübersichtlich geworden:

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Wir lügen alle, wer lügt besser?

[color=green]Das Thema wollte ich schon lange mal anschneiden. 
Ich bin vor 20 Jahren aus D und Ö weg gegangen weil es mir zu stressig wurde, die Ellenbogentaktik und scheinheilige Verlogenheit wollte ich mir nicht mehr antun. Um gesellschaftsfähig zu sein musste man sich schon damals an den unehrlichen „Smalltalk Verrenkungen“ beteiligen und ich konnte das damals auch sehr gut. So ging ich ging nach Spanien da war ja alles noch ein bisschen lockerer, dachte ich! War es auch am Anfang wenigstens, doch dann hat auch dieses Land seine Entwicklung durchgemacht und sich an den EU und €-Standard angepasst. Mittlerweile gibt‘s die auch hier, die Schleimer und Schwindler des Erfolgs wegen.

Was wir meinen und was wir dann auch sagen ist nicht das Gleiche, leider! („leider“ gilt wenigstens für mich)
Ein Deutscher oder Österreicher braucht mittlerweile eine Dechiffrier Maschine um z.B. Arbeitszeugnisse zu entziffern. Was da drinnen steht hat zwei ganz unterschiedliche Aussagen.
Wenn sich 2 Freundinnen unterhalten wird es noch komplizierter, ein Beispiel:
Sie sagt: Ach was hast du heute für ein tolles Kleid an…..
Sie meint: Um Gottes Willen wann war denn das modern….

Die Spanier meinen auch nicht immer das was sie sagen, Spanier können nicht „NEIN“ sagen.
Da kommt dann immer „si pero………….“ Das ist meistens ein klares „Nein“, nur das muss man wissen!

Ihr kennt sicher hunderte Beispiele die ins Thema passen, das wird sicher aufschlussreich.
Ich habe deshalb dadurch öfter ein Problem, ich meine meistens auch das was ich sage und umgekehrt.
[/color]

Was ich damit sagen will ist das wir Alle ob D,Ö oder E nicht mehr das sagen was wir eigentlich meinen.

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Naja, das mit den Zeugnissen ist nicht neu, läuft seit Jahrezehnten so. Das bewerte ich als Fachfrau des Gebietes nicht wirklich ueber. Ich sage immer, eine Bewerbung muss her, in der Aussage und in der Optik einer Eintrittskarte ähnlich sind .
Ich habe da auch nicht Bewerbungen gemeint sondern die Arbeitszeugnisse die Firmen bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ausstellen. Lest das hier!

Es gibt dafür hunderte Beispiele aus Politik, Werbung usw. Aktuell ist zur Zeit die Lebensmittel Industrie mit ihren verschlüsselten Inhaltsstoff Angaben. Fake Käse, "ohne" Zucker etc.
Zuletzt geändert von Gast6 am So 7. Feb 2010, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
Alex

Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Alex »

Hallo Gerardo ,
nicht zu vergessen die scheinheiligkeit der Pfaffen und der Kirche .
Und die Blutspur die sie über Jahrhunderte von Jahren hinter sich her zieht .

Lg Alex
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Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Oliva B. »

Wie macht man es richtig?

-Sollte man immer die Wahrheit sagen?
-Plädiert man lieber Direktheit, auch wenn sie den anderen beleidigt?
-Lügt man andere Menschen an?
-Darf man hin und wieder eine Notlüge gebrauchen?
-Oder verschweigt man lieber die eigene Meinung, weil man ganz genau weiß, dass man den anderen damit kränkt?


Welche Form wählt man nun? Wie macht man es richtig, welche Wahrheit verkraftet der Gesprächspartner?
Das muss letztendlich jeder für sich entscheiden, doch lügen ist etwas, was für mich nicht in Frage kommt.

Ich könnte mir beispielsweise nicht vorstellen, Dinge von mir zu geben, die ich anders meine als ich sie ausspreche. Deshalb kann ich mit deinem Titel nichts anfangen, Gerardo.

Eine Notlüge sehe ich nicht als „echte“ Lüge an, ich würde sie auch nur gebrauchen, um den anderen nicht zu verletzen.
Gradlinigkeit ist für mich auch nicht gleichbedeutend mit Direktheit.
Auch Offenheit und Ehrlichkeit mit der Holzhammerhammermethode übermittelt ist nicht mein Fall.
Eine Sache „auf den Punkt bringen“ sollte nicht zum Ziel haben, andere vor den Kopf zu stoßen oder in Misskredit zu bringen.

Wikipedia meint dazu:

Eine Lüge ist eine Aussage, von der der Sender (Lügner) weiß oder vermutet, dass sie unwahr ist, und die mit der Absicht geäußert wird, dass der oder die Hörer sie trotzdem glauben. Dies geschieht meist, um einen Vorteil zu erlangen oder um einen Fehler oder eine verbotene Handlung zu verdecken und so Kritik oder Strafe zu entgehen.
Menschen; die sich durch Lügen Vorteile verschaffen wollten, sind mir schon häufig begegnet. Doch das geht nicht lange gut. Keiner kann sich auf Dauer verstellen, meistens erkennt man die Absicht des anderen sehr schnell.
Gelogen wird aber auch aus Höflichkeit, aus Scham, aus Angst, zum Schutz anderer Personen oder um die Pläne des Gegenübers zu vereiteln.


Ich möchte dazu mal ein Beispiel geben:
Ich könnte zu einer Bekannten nie sagen, „hör mal, das Kleid, das du anhast, steht dir überhaupt nicht“, wenn ich sehe, wie stolz sie darauf ist. Dann kann man diplomatisch sagen, „das blaue Kleid, das du beim letzten Mal an hattest, bringt deine Augen richtig zur Geltung“. Das hat nichts mit Scheinheiligkeit zu tun, sondern mit Rücksichtnahme.

Ich könnte aber auch nicht sagen, wie gut es ihr steht, obwohl ich ich es anders meine.

Meiner Freundin hingegen könnte ich wiederum die Wahrheit ins Gesicht sagen, denn ich kenne sie und weiß, was ich ihr zumuten kann und weiß wie sie darauf reagiert.

Ich muss aber auch erwägen, dass meine Ansicht gar nicht richtig ist, sondern mein Empfinden einfach ein anders - doch wo bleibt dann die Wahrheit?

Und nun zur Pünktlichkeit und zum ehrlichen Umgang miteinander.
Was Nordseekrabbe in Bezug auf die Kolumbianer erzählt, kenne ich von den Spaniern hier bei uns nicht. Vielleicht haben wir nur das Glück, dass die Menschen in unserer Gegend genauso „ticken“ wie wir? Das unsere Menthalität ähnlich ist?
Ich kann weder von Unpünktlichkeit berichten noch mit Unaufrichtigkeit dienen.
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Re: Wir lügen alle, wer lügt besser?

Beitrag von Florecilla »

Ich möchte Olivas Ausführungen nicht nochmal wiederholen, denn sie geben meine Meinung eins zu eins wieder.
Sollte ich bei unserem nächsten Treffen ein Kleid tragen, das mir nicht steht, darfst du mir ruhig die Wahrheit sagen, Oliva ;)

Nur ganz kurz:

Sicherlich gibt es Situationen, in denen nur die ungeschminkte und vielleicht auch unschöne Wahrheit das richtige und auch einzige Mittel zum Zweck ist.

Es gibt aber auch viele, viele Umstände, die eine freundliche oder diplomatische Umschreibung der Wahrheit sinnvoll erscheinen lassen. Und es gibt viele Faktoren, die das Maß der Diplomatie beeinflussen:
  • Wie stehe ich zu der Person?
  • Wie wichtig ist in diesem Fall die Wahrheit?
  • Schade ich evtl. jemand anderem mit der Wahrheit?
  • Steht es mir zu, jemanden mit der Wahrheit zu beleidigen der zu kränken?
  • Kann mein Gegenüber mit der Wahrheit umgehen?
All diese Fragen sollte man berücksichtigen – finde ich. Sonst steht man irgendwann einsam und alleine auf weiter Flur. Hoffentlich kann man dann mit der Wahrheit umgehen.

Abschließend noch ein Beispiel zum Thema "Wahrheit". Letzte Woche habe ich ein Bewerbungsgespräch geführt. Die mir gegenüber sitzende junge Frau antwortete auf meine Frage, wie sie denn mit Computern zurecht komme, mit einem entsetzten Blick, dass sie zu Computern so gar kein Verhältnis habe. In Anbetracht dessen, dass für die zu besetzende Stelle Computerkenntnisse von zweit- bis drittrangiger Bedeutung sind, war es da klug, so offen und unverblümt die Wahrheit zu sagen?
Saludos,
Florecilla (Margit)


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