Zivilcourage oder einfach wegsehen !

[Montemar]

Kein seichtes, geschweige denn schönes Thema bzw. belangloser Plausch, sondern eine Frage, wie sollte man reagieren, so tun als ob man nichts gesehen hätte oder beherzt eingreifen! Sollten nicht Gerichte vorher schon kriminelle „Jugendliche“ hart bestrafen oder warten, bis es wirklich zum äußersten kommt!

Ich verneige mich vor Tuğçe. Sie hat ihre „Pflicht“ als verantwortungsvolle Bürgerin dieses Staates mehr als erfüllt, was man von den Richtern und Staatsanwälten - die den Täter im Zeitraum vor der Tat unter ihrer Fittiche hatten - nicht sagen kann. Politik und Medien predigen immer die vielgepriesene Zivilcourage. Sie wäre nicht so oft nötig, wenn die Justiz auch ihre Pflichten erfüllen würde, wenn diese schon aufgrund umfangreicher Vorstrafen reagieren würde, denn dann wäre es nicht soweit gekommen.
Daß diese couragierte junge Frau sterben musste, treibt einem die Tränen in die Augen: Tränen der Trauer, weil ein viel versprechendes junges Leben ein grausames Ende fand, aber auch Tränen der Empörung…

Eine der schwersten Entscheidungen für Eltern, die „lebenserhaltenden“ Maschinen ihrer geliebten Tochter abzustellen!

http://www.hr-online.de/website/rubrike ... t_53688153

[nixwielos]

Ohne gleich auf Deine Frage nach der Rolle der Justiz einzugehen, möchte ich für den zitierten Fall, der gerade in allen Medien dargestellt wird, noch folgendes bemerken: bisher ist völlig unklar,was sich eigentlich abgespielt hat. Nach der Autopsie wird feststehen, ob der Schlag oder der unglückliche Sturz auslösendes Moment für die schwere Verletzung war. Klar: ohne Schlag kein Sturz, aber es ist schon ein Unterschied, ob eine Handlung eine völlig unbeabsichtigte Folge hat oder eben vorsätzlich mit klarer Sicht auf die Konsequenzen vorgenommen wurde.

Aber zum Geschehen davor, als es um die Zivilcourage ging, könnte alles ganz anders gelaufen sein. Was zum Beispiel, wenn die Mädchen, die beschützt werden sollten, kurz vorher den Burschen ein Handy geklaut haben? Oder in ihrem kolportiert betrunkenen Zustand sonstwie "zugeschlagen" haben?

Bei uns hier wird zeitgleich mit dem Offenbacher Fall ein weiterer diskutiert, bei dem zwei 13 und 14 jährige Mädchen eine Klassenkameradin wüst geschlagen haben, dies filmten und ins Netz stellten. Statt Beifall bekamen sie Morddrohungen dafür - alles total aus dem Ruder gelaufen. Ohne den Videobeweis wären die zwei völlig harmlose, unschuldige Mädchen geblieben...

Für mich steht fest: audiatur et altera pars - erst wenn man beide Seiten einer Geschichte kennt, kann man urteilen...

Aber um auf die Frage nach einer womöglich allzu laschen Justiz in Bezug auf Jugendkriminalität zurückzukehren: tatsächlich scheint hier eine ganz unterschiedliche Handhabung je nach Richter stattzufinden, ein klarer Schuss vor den Bug würde sicher beim einen oder anderen startenden Straftäter ganz hilfreich sein - so handhaben es ja manche Jugendrichter auch.

[Florecilla]

Aus welchen Gründen auch immer die junge Frau sterben musste - sie ist TOT und das lässt sich weder mit dem Bundesverdienstkreuz noch mit Reue oder jedweder Bestrafung des Täters wieder rückgängig machen.

Für mich sind drei Dinge unbegreiflich:

• Wie kann es sein, dass ein so häufig straffällig gewordener junger Mann nicht schon im Vorfeld härter bestraft wurde, denn auch seine vorherigen Taten waren keine Kavaliersdelikte?
• Wieso melden sich die beiden Mädchen nicht, die nach Aussage des Personals des Burgerrestaurants über längere Zeit von den jungen Männern belästigt wurden?
• Warum haben das Personal und auch andere Gäste so lange tatenlos zugesehen? Wenn die Situation scheinbar so eindeutig war und man selbst nicht eingreifen möchte, so kann man doch sein Handy zücken und die Polizei rufen.

Dass der Täter - und das ist er für mich, denn er hat eine (schwere) Verletzung des Opfers billigend in Kauf genommen - nach Jugendstrafrecht behandelt werden soll, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Mit 18 ist man volljährig, darf wählen, Auto fahren und sollte auch wie ein Erwachsener für seine Taten gerade stehen müssen. Aber diese Unterscheidung bei der Behandlung Heranwachsender im Strafrecht habe ich noch nie verstanden.

Jesko Baumhöfer, Fachanwalt für Jugendstrafrecht, zur Rechtslage

[maxheadroom]

Hola todos,
eine sehr tragische Geschichte, meine eigene bescheidene Meinung,
die ja leider nicht viel ausrichten wird "NULL TOLERANZ
Siehe auch diesen kleinen Textausschnitt:

Andererseits gibt es in den sozialen Netzwerken auch Stimmen, die sich kritisch äußern. Das liegt aber weniger am selbstlosen Einsatz der jungen Frau selbst, der rundum großen Respekt und Bewunderung erfährt. Vielmehr wird immer häufiger der Vorwurf laut, auf einen Orden von eben diesen Institutionen, die es überhaupt so weit hätten kommen lassen, könne Tugçe nun auch verzichten.

"Bundesverdienstkreuz ist halt einfacher als die konsequente Verfolgung und Bestrafung von polizeibekannten Gewalttätern", schreibt David Kriesel. "Was hat sie davon? Bestraft lieber den Täter angemessen", lautet ein anderer Kommentar.

Den ganzen Artikel hier Bundesverdienstkreuz

Meine Meinung, nicht nur zu diesem tragischen Fall:
Im allgemeinen ist es mit dem Verstand der Richter und ähnlichen Institutionen nicht weit her die Polizei fängt unter Einsatz des Lebens und der Gesundheit fragliche Personen nur zu dem Zweck das vom "hohen Gericht" diese wieder freigelassen werden um weitere Straftaten zu begehen und die Polizei weitere Arbeit hat.
Man könnte da noch lang und breit drüber diskutieren, aber Die Leute sagen immer: Die Zeiten werden schlimmer.
Die Zeiten bleiben immer. Die Leute werden schlimmer.(Joachim Ringelnatz)
Dazu auch noch folgeder Gedankengang der doch einfach schon dadurch entsteht wenn man Nachrichten sieht oder Zeitung liest:
Der Untergang von Nationen und Reichen erfolgt oft über mehrere Generationen. Manchmal kann er aber auch sehr schnell erfolgen und versetzt die Welt in Erstaunen. Kann es sein, dass wir kurz davor stehen, Zeugen eines solchen Zusammenbruchs zu werden?
ein nachdenkliches Saludos
maxheadroom

[kuba]

ohne jetzt viel dazu noch beizusteuern.........ich bin fassungslos, und kann florecilla und mäxchen nur voll zustimmen !

[nichimmalustich]

Ohjaaa, diese Jugend.

Früher was alles besser… und wieeee.

Damals, als es noch um etwas ging (So meinte man wenigstens), da wurden Steine und Molotowcocktails geworfen, Autos nicht nur aus Jux und Tollerei angezündet, und manchmal auch ein Demonstrant erschossen – gezählt wurden aber nur jene, welche “wie der Rudi etwas zählten“- und mit der Knüppelausdemsackhaudraufmethode wurde der Landfriede wieder hergestellt… und alle Politiker waren wieder glücklich.

Und auch damals waren es nur sehr sehr wenige, welche einen Kopf zum denken hatten (Diese traf auf die Spontis ebenso zu wie auf die Politiker, deren Dummenanteil schon damals in der Überzahl war.) und argumentativ agieren konnten.
Und selbst JENE bedienten sich von Zeit zu Zeit der Sprache des Pöbel, welche nicht aus dem Mund sondern in Form von Steinen aus der Wurfhand kam.

Und die große Masse jener, deren Hirn nur die notwendigsten Programme für Essen-Saufen-Kotzen-Gröhlen-Rennen-Steinewerfen usw, beherrschte, hatte endlich eine Heimat gefunden- weil einige wenige ihnen etwas gab, was die große Masse der Gesellschaft ihnen verweigerte.
V E R S T Ä N D N I S

Und auch damals schon waren es die Schulschwänzer und Schulabbrecher, welche Knuppeln und Steinen anstelle Hirn und Mund den Vorrang gaben, weil unsere Gesellschaft es versäumt hat, Ihnen etwas anderes beizubringen, welches wir Sprache nennen.
Hätte man diese “Versager und Schmarotzer“ (Wie ganz besonders gerne ein gewisser F.J. Strauss sie nannte,) in der richtigen Form angesprochen – oder durch kostenlosen Bildungszugang auch mal an die Hand genommen, viele hätten einen geraderen Wege gehen können.
Und auch damals war es die etablierte Gesellschaft, die die Bildungsmöglichkeiten für sich reservierte und jenen, deren Taschen nicht gut genug gepolstert waren (Damals gab es bei uns noch das Schulgeld, welches für “höhere“ Schulen als die Volksschule bezahlt werden musste.), den weiterführenden Bildungsweg verwehrte.
Und auch damals schon wurden Kinder, deren kopfinterne Leuchte die notwendige Wattzahl für höhere Weihen nicht erreichte, auf unbeleuchtete Wege geschickt- bei uns im Sauerland gerne auch mal in ein Kloster, damit diese mit Frischfleisch ihr Überleben sichern konnten.
Und aus dem Dunkel den Weg ans Licht zu finden, war auch damals schon eine verdammt harte Nuss. Gerd Schröder, welcher sich als Bundkanzler zum Teil sehr verdient gemacht hat (Wenn auch nicht immer mit den richtigen Mitteln.), dann aber zum hochdotierten Politschurken mutierte, kam echt aus dem Keller an die Spitze der Macht… und wurde von der Überzahl der Etablierten Hoch-Wohlgeborenen verachtet.
War es so, weil er es verdammtnochmal tatsächlich geschafft hatte?

Nun haben sich die Zeiten drastischer geändert, als gerade führende Politiker und deren beliebtesten Berufskommentatoren es sich gewünscht - sicher nichteinmal erahnt - haben.
Hätten sie die Kommunikationswege, welche sie eröffnet haben, nur zu einem geringen Teil verstanden, hätten sie vor weit über 20 Jahren lauthals STOPP geschrien und auf UMdenken geschaltet.
Nun verlassen sie sich auf BND, NSA und weiß der Teufel welche Geheimdienste es noch im stillen Kämmerlein gibt, um den Verwachsungen unserer Gesellschaft etwas entgegen zu setzten… HAHAHAAAAAAA

An das allein tatsächlich wirksame Mittel, welches auch bei Politikern bekannt, aber nur hinter der vorgehaltenen Hand mit einer gewissen Ehrlichkeit ausgesprochen werden darf, heißt BILGUNG.
Und wieder sind es jene politischen Versager, die es nur durch “Arschkriecherei der schlimmsten Art“ nach oben geschafft haben, welche es verhindern, dass unser Bildungssystem mit den erforderlichen Mittel ausgestattet werden und alles dafür getan wird, dass Zustände, welche zu DEN 60ern geführt UND auch mit ein Grund für diesen schrecklichen Anschlag war, keine Nahrung erhalten.
Dazu gehören natürlich Lehrer (und weniger Kassenleerer) und noch einmal Lehrer, Klassen mit maximal 16 Schülern, Jugendarbeiter und konfessionslose Seelsorger (Ochochoch… oder muss der nur Katholisch sein?), vernünftige PFLICHT-Kinderbetreuung – anstelle der Bayern-Herdprämie, welche Vatta locker versaufen kann, und vielesvieles mehr, so dass bis auf wirklich wenige, welche auch dann nicht “erreichbar“ sind, ein vernünftiges und Straftatfreies Leben führen können.

Aber das Kostet Geld – vermutlich aber sehr viel weniger als unsere hochgerüsteten Knastbauten, welche wiederum nur sehr wenige Glücklich machen, weil durch Nachträge die Baukosten um mehrere 100 % überzogen werden.

Da dumme Politiker und Kurzsichtige Wirtschaftsführer leider nur IHREN ganz persönlichen Tascheninhalt im Sinne – und zur Verhinderung einer Klarsicht in jedem Auge mindestens 10 Splitter haben, wird sich leider nichts dran ändern.

So rennen heute mehr Dumpfbacken durch die Gegend, als Menschheit ertragen sollte…
und unsere einzige Empörung über eine solche Tat liegt darin, auf diese schwachsinnigen Schläger verbal einzudreschen, anstelle uns Gedanken darüber zu machen, warum WIR – JA, auch wir sind noch mittendrin – versagt haben, indem wir eine Entwicklung der Gesellschaft zugelassen haben, in der SO ETWAS möglich ist.

So wählen wir weiter jene Politiker, welche dieses System auf TeufelKommRaus verteidigen, anstelle sie durch die Wahl Andersdenkender zu ersetzen- oder uns selber zu engagieren, was ganz grundsätzlich überhaupt nicht einfach ist.

So verwundert es nicht, dass inzwischen hunderte zur IS rennen…
und ich glaube nicht, dass es nur wegen der 47 Jungfrauen ist.

NEIN, da dürfen sie sich beweisen – egal wie beschissen Lage und Ort auch sind – und bekommen VORHER schon Anerkennung, so schwachsinnig dieses auch ist.

Hätten unser völlig unterbemitteltes Bildungssystem diese Jungen auffangen und eine andere Perspektive für Leben und Zukunft zeigen können, müssten wir jetzt nicht um ein viel zu früh ausgelöschtes Leben trauern.

Nun auch noch darüber zu spekulieren, wie-wo-wer-was vielleicht getan oder gelassen hat, löst einen kalten Schauer in mir aus.

Der

[baufred]

Günter, wenn das alles aus "eigener Feder" ist ... Hut ab

... meinen Kommentar dazu gibt es nur "nichtöffentlich" ... denn der greift noch wesentlich weiter um sich, als nur den Fokus auf Politik und Bildung zu legen ... sh. Presseartikel der letzten Wochen zu den "Verflechtungen" in Politik und Wirtschaft mit kaum einschätzbaren zukünftigen einschneidenden Folgeveränderungen im gesamten Sozial-/Wirtschaftsgefüge weltweit ...

SF-Leser der letzten 40 Jahre von entsprechend angelegten Szenarien nahmhafter Autoren (mit Lehrstuhl/Profesur!!) in den entsprechenden gesellschaftskritischen Romanen finden bereits jetzt vielfältig die dort beschriebenen Strukturveränderungen sowie deren Auswirkungen im heutigen Alltag wieder .... wenn ich den Ist-Zustand mal 20 ... 30 Jahre in die Zukunft projiziere, wird mir Angst und Bange .... wehe unseren Enkeln ...

[ville]

Ohne jetzt auf nichimmerlustichs Ausführungen näher eingehen zu wollen, möchte ich zum Thema Jugendstrafrecht und dessen Umsetzung in der Praxis anmerken, dass m. E. mit straffällig gewordenen jungen Leuten i.d.R. zu milde umgegangen wird.
Zu diesem Urteil bringen mich vor allem 2 Gründe:

1. Ich habe am eigenen Leib verspürt, was Strafe bewirken kann. Mit 16 bekam ich als Flüchtlings- und Schlüsselkind mal Jugendarrest wegen mehrfacher "Autoausleihe" und Fahren ohne FS ( bis der Tank jeweils leer war). Die anschließende Erfahrung einer Einzelzelle mit limitierten 800 Seiten Lesestoff für 2 Wochen war für mich so prägend, dass ich ab da weitere Risiken in dieser Hinsicht vermieden habe.

2. Meine späteren Schüler im Alter von 14 bis 25 und darüber aus allen Gesellschaftsschichten haben sich häufig über den laschen Umgang der Justiz mit jungen Gesetzesbrechern amüsiert und sich oft auch dagegen ausgesprochen.

Ich denke, dass man in Rollen hineinwächst, und so auch in die des Diebes, des Schlägers, des Betrügers.... Kleine Verfehlungen sind Kavaliersdelikte geworden und schmunzelnd hinnehmbar. Erfolgt keine deutliche gesellschaftliche Reaktion, gewöhnt man sich und weitet die Aktivitäten aus.
Da adäqate Vorbilder zur Gegensteuerung für die angesprochenen Generationen (und eigentlich auch für uns Ältere) meist fehlen, hat baufred mit seiner düsteren Perspektive womöglich nicht ganz unrecht !

Im Übrigen ist das, was mit Tuğçe passiert ist, tragisch, und die Eltern haben mein vollstes Mitgefühl. Da noch keine endgültige Klärung erfolgt ist, stimme ich nixwielos zu, nicht bereits das Fallbeil aufzustellen..

Zivilcourage ? Das hängt wohl immer vom Fall ab. Sicherlich ist es für Enzelne ratsam, möglichst unbeteiligte Umstehende direkt anzusprechen und einzubinden, wenn möglich. Sich zu opfern, wird von niemandem verlangt, aber leider entwickeln sich halt die Dinge oft in einer nicht vorhersehbaren Weise.

ville

[camahewe]

Zivilcourage? Strengeres Strafrecht? Kleinere Schulklassen? Wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass einige Jugendliche keine Grenzen kennen?
Das Problem liegt zig Jahre zurück. In den 60gern kam das Schlagwort "antiautoritäre Erziehung" auf. Man muss die Kinder machen lassen, nur keine Grenzen setzen! Dies sind heute die Eltern dieser "Schläger".
Kinder wollen Grenzen! Wenn ihnen dann diese Grenzen gesetzt werden, versuchen sie natürlich, diese zu durchbrechen. Dann ist es wichtig, dass die Erziehungspersonen ( Eltern, Lehrer ) an ihrer Strategie festhalten. Kinder, Jugendliche, denen nie Grenzen gesetzt wurden, loten immer mehr aus, wie weit sie gehen können. Und dann soll ein strengeres Strafrecht alles wieder ins Lot bringen!
Vor einigen Jahren hörte ich, dass in einigen Bundesländern Deutschlands schon im Kindergarten die Eltern über die Erziehung beraten werden, um solchen Vorfällen, wie neulich geschehen, vorzubeugen. Da ich keine Deutsche bin, weiss ich nicht, ob dieser
Versuch noch läuft.
Vor vielen Jahren hatte ich auch ein Erlebnis, bei dem ich mich im Nachhinein gefragt habe, ob ich anders hätte reagieren sollen.
Ich fuhr mit dem Bus in die Stadt. Vor mir stieg ein junger Mann aus, und da rutschte ihm eine Schusswaffe aus der Jackentasche. Sie blieb auf dem Trottoir liegen. Ob echt oder Spielzeug konnte ich nicht erkennen. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich sie mit einem Tritt unter den Bus befördern sollte. Ich tat es nicht, ich hatte Angst.
Am nächsten Tag sprach ich mit unserem Nachbarn, einem Polizisten, über den Vorfall. Habe ich richtig gehandelt?
Die Antwort war:"Ja, mische dich nie in solche Dinge ein, du könntest im Spital landen!" Muss man nun wirklich wegschauen?

[Klaus]

Lange habe ich überlegt, ob ich mich in diese Diskussion einklinken soll, das Thema ist wirklich sehr vielschichtig und wenig erfreulich. Naturgemäß prallen in einem Forum die Meinungen aufeinander, mehr oder weniger populistisch. Ich bin kein Psychologe, vertrete also eine Meinung, die nicht wirklich fundiert ist: Der Schläger in diesem Fall kam aus einem kleinkriminellen Umfeld, Gruppenorientiert, Bildungsfern und aus einem Elternhaus, das von antiautoritärer Erziehung niemals etwas gehört hat sondern eine entsprechende Tradition pflegt, in der männliche Heranwachsende im Gegensatz zu weiblichen Heranwachsenden bestimmte Macho-Rollen anerzogen werden, bis hin zur Kontrolle und Überwachung der Familienehre. Bildung, Ausbildung und Erlernen gewisser Grundwerte sind in diesem Umfeld nachrangig, ehrliche Arbeit verpönt; Geld verdient man mit Dealen und anderer Kriminalität im weitesten Sinne. Das Recht des vermeintlich Stärkeren ist Gesetz, ohne Rücksicht oder gar Mitleid. Es sind auf dieser Basis Strukturen entstanden, die sich durch strengeres Strafrecht nicht mehr regeln kann, genau wie man eine Mafia nicht mehr zur Umkehr bekehren kann. Der Schlüssel zur Lösung dieser Problematik liegt allein in der Bildung, die zusammen mit dem Elternhaus vermittelt werden muss - ein langer Weg!