Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

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sol
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von sol »

@ balina

dein Fred-----naja, aber DDR ist 25 Jahre weg---
aber trotzdem ist Mangelware da : der "Normalmensch"

Einst hieß das " gesunder Menschenverstand"
Verstand, der gesunde Menschen verstand.
Der kam abhanden, und nicht ohne Grund
Die wenigsten Menschen sind heut noch gesund.

balinerisch : "Nulpen"
Gruss Wolfgang
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Oliva B.
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von Oliva B. »

Du konfrontierst uns Laien mit einem interessanten, aber auch sehr komplexen Thema, Atze.

Die erste Menschenrechtscharta wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. in Persien auf dem sogenannten Kyros-Zylinder verfasst, worauf die Menschenrechtscharta der UN aufgebaut ist. In letzterer geht es um die Würde und den Wert der menschlichen Person und um die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Die Frage also, ob die Menschenrechte "ein Kind des Christentums sind", würde ich daher erst einmal verneinen, denn schon im AT steht: "Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem Herrn." (1. Mose 3.16) Von Gleichberechtigung ist da also keine Rede.

Auch heute noch sieht die Realität oft genug anders aus. Selbst in unserem christlich geprägten Abendland, wo es im Laufe der letzten Jahrhunderte mehrere Emanzipationsbewegungen gab, müssen sich Schwächere dem körperlich sehr viel stärkeren Geschlecht beugen, wie Frauenhäuser und Bordelle, Kindesmissbrauch (auch durch Geistliche) und Prostitution (um nur ein paar Fakten zu nennen) beweisen.

Auch müsste man bei deiner Frage die Kairoer Erklärung der Menschenrechte, das Pendant zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN, diskutieren - doch ob der Rahmen dieses Forums dafür ausreicht?
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von sol »

@ €lke

ohja--das würde das Forum sprengen,glaube ich auch

Wiki-Menschenrechte :
http://www.google.de/url?q=http://de.wi ... K9lnrfNzhQ

@ atze

bin gespannt auf deine weiteren Ausführungen
ist doch wahnsinnig interessant--das bisherige
und wird bestimmt noch interessanter weiterhin---
Zuletzt geändert von sol am So 17. Jan 2016, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
Gruss Wolfgang
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Oliva B.
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von Oliva B. »

sol hat geschrieben:@ €lke

ohja--das würde das Forum sprengen,glaube ich auch
Womit ich aber keinesfalls andeuten wollte, dass mich Atzes weitere Ausführungen nicht interessieren.
Ich bin gespannt.
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hundetraudl
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von hundetraudl »

Gott hat damals gesagt "Seit friedlich und liebt euch und mehret euch". Dies ist ein Gebot, welches alles umfasst. Nur der geschwätzige Moses hat 12 Regeln daraus gemacht. :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:
Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. (Ringelnatz)
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von georg.vt »

Ist nicht die Aufklärung das Ergebnis für Menschenrechte?
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Atze
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von Atze »

hundetraudl hat geschrieben:Gott hat damals gesagt "Seit friedlich und liebt euch und mehret euch". Dies ist ein Gebot, welches alles umfasst. Nur der geschwätzige Moses hat 12 Regeln daraus gemacht. :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:
Es waren meines Wissens 15 Gebote auf drei Tafeln (die letzten 5 waren Erläuterungen, wie die ersten 10 einzuhalten wären)
Die dritte Platte ist Moses auf dem steilen Pfad bergab aus der Hand gefallen und zerbrochen. Nach den Stücken, die Alles leichter machen würden, sucht man heute noch vergebens.

@ Oliva: Die Stellung der Frau im AT steht hier auch nicht zur Debatte, sondern die verwegene revolutionäre Idee im NT, dass auch Frauen eine Seele hätten und vor Gott gleich wären. Da konnte auch der misogyne Paulus mit seinem: "Die Frau schweige in der Gemeinde" nicht mehr ausreichend gegensteuern. Den Frauen war damit ein Floh ins Ohr gesetzt. Wenigstens hat Appenzell-Innerrhoden bis 1990 mannhaft dagegen gehalten. :mrgreen:
LG Atze
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von Atze »

georg.vt hat geschrieben:Ist nicht die Aufklärung das Ergebnis für Menschenrechte?
Wenn du damit meinst:" Sind nicht die Menschenrechte das Ergebnis der Aufklärung?", so ist dazu zu sagen, dass die Aufklärung - insbesondere Kant - hochmütig das Mittelalter verachtete und verurteilte, ohne Kenntnis davon zu haben. Natürlich machten die Menschenrechte in der Zeit der Aufklärung einen großen Sprung nach vorn. Aber die "Werkzeuge" dazu, der methodische Zweifel eines Abaelard, die beginnende Skepsis, die zunehmende Experimentierfreude und Erfahrungswissenschaft, die Emanzipation des Bürgertums wurden schon im Mittelalter ausgebildet.

Als Unterstützung siehe ich mal einen deutschen Rechtswissenschaftler heran:
Christian Starck: Ursprung der Menschenrechte aus:“ Woher kommt unser Recht“, Seite 101/102“
„Wir sind gewöhnt, die Menschenrechte auf Revolution und Gesetzgebung zurückzuführen und sie als Errungenschaften der Aufklärung zu betrachten, die sich gegen den monarchischen Absolutismus und gegen die – wenigstens in Frankreich – mit diesem eng verbundene Kirche durchgesetzt werden mussten. Das trifft zu, wenn man die Epoche der ersten katalogartigen Formulierungen der Menschenrechte meint. Der geistige Ursprung der Menschenrechte liegt jedoch im Menschenbild des Christentums mit seinem biblischen und antiken Wurzeln.
Grundlage für Würde und Freiheit jedes einzelnen Menschen ist die biblisch-christliche Auffassung, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Hierin wurzelt auch die rechtliche Gleichheit der Menschen. Ernst Troeltsch hat diesen dem Freiheitsgedanken christlichen Individualismus tiefgreifend analysiert und wie folgt beschrieben:“Das Individuum, das Gottes Kind ist, darf sich als unendlich wertvoll betrachten […]. Nicht an die naturhafte Individualität sondern an einen erst in der Gottesgemeinschaft zu gewinnender Wert ist gedacht. Es ist begreiflich, dass ein solcher Individualismus nur auf dieser religiösen Grundlage überhaupt möglich ist. Nur die Gottesgemeinschaft gibt dem Individuum diesen Wert, […].“
Diese im Zitat angedeuteten theologischen Grundsätze haben den Freiheitsbegriff geformt, der im Laufe der Zeit auf die weltlichen Verhältnisse gewirkt hat. Die einzelnen Stufen der Entwicklung können hier nicht nachgezeichnet werden. Ich verweise auf meinen Beitrag „Menschenrechte – aus den Büchern in die Verfassungen“ zur Ringvorlesung „Der Mensch und seine Rechte“ aus dem Sommersemester 2003.“
LG Atze
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von balina »

sol hat geschrieben:@ balina

dein Fred-----naja, aber DDR ist 25 Jahre weg---
Ah ja, weil DDR so lange zurück liegt, beschäftigt sich Atzes Thema mit dem Ursprung der Christenheit. :-?
_____________
lieben Gruß
balina

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Aber ein gutes Herz unter der Weste ist wohl das Beste.
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Oliva B.
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Re: Menschenrechte: Ein Kind des Christentums????

Beitrag von Oliva B. »

Atze hat geschrieben:@ Oliva: Die Stellung der Frau im AT steht hier auch nicht zur Debatte, sondern die verwegene revolutionäre Idee im NT, dass auch Frauen eine Seele hätten und vor Gott gleich wären. Da konnte auch der misogyne Paulus mit seinem: "Die Frau schweige in der Gemeinde" nicht mehr ausreichend gegensteuern. Den Frauen war damit ein Floh ins Ohr gesetzt. Wenigstens hat Appenzell-Innerrhoden bis 1990 mannhaft dagegen gehalten. :mrgreen:
Pardon, Atze, aber ich dachte es ginge hier ganz allgemein um Menschenrechte und Christentum...?

Ich muss nicht bis zu Moses zurückgehen, auch im Brief des Paulus an die Epheser steht: "Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem Herrn." (Lutherbibel). Dir muss ich nicht sagen, das dies im NT steht.

Zu den Menschenrechten (Titel) gehört für mich untrennbar die Geschlechtergerechtigkeit, d.h. das Recht der Frau auf ein angstfreies Leben in Würde. Man muss nicht zwangsläufig auf den Schweizer Kanton Appenzell-Innerrhoden verweisen - der Vatikan tut sich heute noch schwer mit Frauenrechten (z.B. Geburtenkontrolle) - und mit Homophobie.

Auch finde ich es weder verwegen noch revolutionär von der Kirche, wenn sie von nach Inquisition und Hexenverfolgung von ihrem Irrglauben, Frauen hätten keine Seele, abgegangen ist, sondern längst überfällig. Wobei die Kirche (im Gegensatz zur weltlichen Interpretation) unter "Seele" den unsterblichen Teil des Menschen versteht.

Aber auch in neuerer Zeit kann man die Kirche nicht unbedingt dafür loben, dass sie sich für die Menschenrechte eingesetzt hat, z.B. als sie im Dritten Reich zu den NS-Verbrechen geschwiegen hat.
Der Vatikan und die Menschenrechte
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