Maxheadroom verlinkte in unserem Wetter-Thread zu einem Artikel des im Baskenland lebenden deutschen Journalisten Ralf Streck,
"Eine solche Dürre habe ich noch nie erlebt".
Wenn man bei google eingibt España sequía 2017, stehen dem interessierten Leser ungefähr 964.000 Ergebnisse zur Verfügung. Die Trockenheit ist aktuell ein großes Thema in Spanien.
Hier eine Zusammenfassung aus einem neuen Artikel (23.11.2017) der Huffingtonpost.es:
- An der Dürre in Spanien ist nicht nur der fehlenden Regen schuld. Greenpeace klagt in einem am vergangenen Donnerstag erschienen 28 Seiten umfassenden Bericht den Missbrauch von Wasserreserven an, die Ursache: illegale Brunnen, mangelnde Bewirtschaftung und Verschwendung. Spanien ist das trockenste Land Europas, 75 Prozent des Landes sind von Wüstenbildung bedroht. 2017 war das trockenste Jahr der letzten Jahrzehnte!
Das vergangene Frühjahr war das trockenste seit 1965 und lag nach Angaben des Staatlichen Meteorologischen Amtes (AEMET) 23 % unter den durchschnittlichen Niederschlagswerten, auch die Vorhersagen für den Herbst sind nicht allzu gut.
Das schlechte Wassermanagement hat das Problem noch verschärft. Statt in regenreicheren Jahren für die zyklisch auftretenden Trockenperioden vorzusorgen, wird Wasser in einem Ausmaß verschwendet, als könne es nie versiegen. Darüber hinaus gibt es in Spanien weder eine Politik noch eine Kultur des Sparens. Eine Millionen illegaler Brunnen zapfen in Spanien kontinuierlich die Grundwasserreserven an (auch in ökologisch geschützten Gebieten wie Doñana, Daimiel, Flusseinzugsgebiet des Segura), doch das für die Kontrolle dieser Brunnen verantwortliche Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei, Ernährung und Umwelt schaut weg.
Angeblich habe die Regierung im Jahr 2006 die Existenz einer halben Million illegaler Brunnen anerkannt, aus denen jährlich 3.600 Kubikmeter Wasser entnommen wurden (das sind fast 17,3 % der Gesamtkapazität der spanischen Sümpfe, geschätzt auf 20.873 Kubikmeter). In den letzten Jahren wurden "ein paar Dutzend" geschlossen, die Zahl derer, die an anderer Stelle gebohrt wurden, lässt sich kaum schätzen. "Und es werden keine Daten veröffentlicht, um die Bevölkerung nicht zu alarmieren", wird behauptet.
Diese unterirdischen Gewässer sind wertvolle Reservoire für Dürrezeiten, doch die sind mancherorts schon ausgetrocknet.
Obwohl die zunehmende Versteppung Spanien bekannt ist, hält Spanien an der Agrarpolitik der bewässerten Landwirtschaft fest, die überdimensioniert und nicht dem mediterranen Klima angepasst ist. Nach den neuesten Daten des Nationalen Statistikinstitut (INE) wird fast 85 % des Wassers in der Landwirtschaft verbraucht. Das ungezügelte Wachstum zeigt sich darin, dass die bewässerte Fläche in nur 12 Jahren (2002-2014) um 237.635 Hektar erweitert wurde. Trotzdem hört man immer mehr von "riesigen" wirtschaftlichen Verlusten und Ernteausfällen. Mehr als 120 spanische Kommunen, denen es an Wasser für die Verbraucher mangelt, versorgen sich selbst mit Lastwagen und Zisternen.
Die Wasserknappheit ist sichtbar, da auch die Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke reduziert wurde. Fazit: Der Strompreis wird voraussichtlich deutlich steigen.
Infolge der Dürre, so befürchten Experten, werden noch mehr Wasserreservoirs gebaut werden, noch häufiger Transfers erfolgen und weitere Infrastrukturen geschaffen, die von einem nationalen Wasserpakt abgedeckt werden. Doch auch sie werden nicht die alten Probleme wie Diebstahl, Missbrauch oder Verschwendung lösen.
Die von der Gefahr der Wüstenbildung am stärksten betroffenen Gebiete, so Greenpeace, sind die Mittelmeerküste und die Kanarischen Inseln. Verantwortlich für die sich ständig wiederholende Verknappung und Übernutzung von Wasserressourcen sind illegale Brunnen, "willkürlichen Holzeinschlag, intensive Landwirtschaft, Überweidung, Brände und Landbesetzung". Das Waldsterben wird wegen der steigenden Temperaturen und der gleichzeitig sinkenden Niederschläge zunehmen, die ober- und unterirdischen Wasserressourcen in den trockenen subtropischen Regionen werden weiter abnehmen, genauso wie die Wasserqualität. All dies wird logischerweise zu Problemen für die menschliche Versorgung führen, vor allem aber auch Auswirkungen auf den natürlichen Lebensraum haben. Greenpeace prognostiziert ein erhöhtes Risiko des Artensterbens durch die Wechselwirkung des Klimawandels mit anderen Faktoren wie Veränderung des Lebensraums, Raubbau, Umweltverschmutzung und invasive Arten.
(Nicht nur) in Spanien steht Profit an erster Stelle: Immer mehr Touristen bereisen das Land, noch mehr Neubauten werden errichtet (obwohl es noch genügend Geistersiedlungen aus Zeiten des Immobilienbooms gibt), noch mehr Golfplätze sollen gebaut werden.
Landwirte, die keine Wertschätzung für ihre harte Arbeit erfahren und für die Früchte ihrer Felder von den Großhändlern nur Dumpingpreise erhalten, geben auf oder düngen und spritzen ihre Kulturen entgegen aller Vernunft, um bei der Ernte das Maximum herauszuholen. Auch kaum bekämpfbare Plagen nehmen jährlich zu. Ökologischer Anbau, der die Natur nicht ausbeutet, wird immer noch nicht für voll genommen. Diese Bewirtschaftung können sich nur die Verbraucher reicher Länder wie Deutschland leisten, wo immer mehr Bauern auf Bio umsteigen, weil es sich für sie lohnt.
Ein absolutes Negativbeispiel für Wasserverschwendung in unserer Provinz ist "la Huerta del Bajo Segura", wo für viel Geld Wasser über Kanäle aus regenreicheren Zonen in den trockenen Süden der Provinz und nach Murcia gepumpt wird, um die regenreichen, aber kälteren Regionen Europas 365 Tage im Jahr mit Obst und Gemüse zu versorgen. Ein Paradoxon.
Anm. Durch den Wassertransfer Tajo-Segura wird das Wasser aus dem Fluss Tajo aus den Stauseen Entrepeñas (Provinz Guadalajara) und Buendía (Provinz Cuenca) über den Staudamm El Talave zum Fluss Segura geleitet. Grafik Wassertransfer Tajo-Segura
Und was ist mit César Sánchez (PP), Präsident der Diputación de Alicante, der vor ein paar Tagen angekündigt hat, die Anzahl der Golfplätze in der in der Provinz innerhalb der nächsten zehn Jahren auf 40 zu verdoppeln? Sein Ziel, "einen Sport zu fördern, der eine Milliarde Euro zum BIP der Region beitragen und mehr als 20.000 Saisonarbeitsplätze schaffen kann". Der Präsident weist auf die kostbare Ressource "Wasser" hin, das natürlich recycelt werden solle...
Quelle: Alicante Plaza vom 17.11.17
Wie kann man solche Projekte planen, wenn man sich den Stand der Stauseen in unserer Provinz ansieht? Ganz Schlaue werden sagen, der Stand hat sich in einem Jahr nicht verändert. Richtig. Die Regenfälle des letzten Winters, auf die wir drei lange Jahre gewartet haben, wurden innerhalb eines Jahres aufgebraucht, die Stauseen sind nur zu 28,57 Prozent gefüllt, der 10-Jahresschnitt liegt jedoch bei 43,40 Prozent! (abgesehen davon, dass diese Seen auch teilweise mit dem Wasser aus anderen Landesteilen gespeist werden. Quelle
Auch dort sieht es bedrohlich aus. Selbst im regenreichen Norden Spaniens waren die letzten Regenfälle wie ein "Tropfen auf den heißen Stein". Experten warnen immer wieder davor, dass Spanien zur Wüste wird, wenn die Dürre anhält, und grüne Landschaften bald nur noch in Geschichtsbüchern zu sehen sein werden.
Zur Verantwortung gezogen werden müssten die verantwortlichen Politiker, die sich korrumpieren lassen, weil ihre Gier nach einem Leben in Luxus größer ist als ihre Verantwortung, die Natur für ihre Nachkommen zu schützen.