Von Spätzle, Knöpfle und Buabaspitzle,
Wibele, Herrgottsbescheißerle und Brägele
Natürlich haben wir gewusst, dass sich die schwäbische Küche nicht für ein effektives Diätprogramm eignet, dass sie jedoch sooooo lecker und „figurschmeichelnd“ ist, damit hatten wir dann doch nicht gerechnet. Aber in unserem Urlaub, da haben wir uns durch einige Spezialitäten durchgefuttert.
Wibele, Brägele, Herrgottsbescheißerle und Buabaspitzle sind für viele Nichtschwaben wohl so etwas wie „böhmische“ Dörfer. Spätzle hingegen sind mittlerweile ganz sicher auch den Friesen und Holsteinern bekannt. Doch was hat es mit den Knöpfle und den Buabaspitzle auf sich?
Zunächst hoffe ich mal, dass mir die Forenmoderatoren den etwas frivolen Begriff der Schupfnudeln nicht streichen werden
Welch herrliche Gerichte man damit zaubern kann, das wissen schwäbische Hausfrauen natürlich am allerbesten und - jede hat da wohl auch ihr eigenes Spätzle/Knöpfle-Rezept. Deshalb verrate ich euch hier nur, dass Spätzle und Knöpfle beide aus dem gleichen Nudelteig hergestellt werden. Sie unterscheiden sich einzig in der Form voneinander. Spätzle werden (nicht nur) von ehrgeizigen Hausfrauen auch heute noch vom Brett geschabt. Das erfordert allerdings ein wenig Übung. Da ist das Herstellen von frischen Knöpfle schon einfacher; hier wird der Nudelteig durch ein spezielles Lochsieb gestrichen.
Im Gegensatz zu Spätzle/Knöpfle besteht der Teig für die Buabaspitzle zum größten Teil aus Kartoffeln. Schupfnudeln aßen zwar z.B. schon die Soldaten im 30-jährigen Krieg. Da bestanden sie allerdings nur aus Mehl und Wasser, denn auf Kartoffeln mussten die Deutschen ja noch etwa 100 Jahre warten
Um bei den Kartoffeln zu bleiben: Brägele liebt Jefe in allen Variationen ganz besonders. Es hat jedoch eine ganze Weile gedauert, bis wir wussten, dass sich dahinter schlicht und ergreifend Bratkartoffeln verbargen.
Mir haben es die Herrgottsbescheißerle in sämtlichen kulinarischen Zubereitungsarten ganz besonders angetan. Wie die Maultasche in die Welt und unter die Gaumen der Menschheit kam, darüber gibt es einige Spekulationen.
Manche denken, sie seien den Ravioli „nachgebaut“ und wieder andere glauben tatsächlich, ihr Ursprung stamme aus China und wie so oft streiten sich die Geister.
Uns gefällt jedoch die Legende vom Zisterzienser-Mönch des Klosters Maulbronn aus der Zeit des 30-jährigen Krieges am besten, dem kurz vor Ende der Fastenzeit ein Stück Fleisch unverhofft in die Hände fiel. Nun war den Mönchen allerdings der Genuss von Fleisch in den 40 Tagen vor Ostern verboten. Bei der Zubereitung der Gründonnerstagsmahlzeit kam ihm ein etwas unfrommer Gedanke: „Und wenn‘s der Herrgott nicht sieht . . .“ und die glorreiche Idee, das Fleisch kleingehackt unter das Gemüse zu mischen und in Teigtaschen zu verstecken. Deshalb heißen die Maultaschen im Schwabenländle auch heute immer noch „Herrgottsbescheißerle“. Ob seine Mitbrüder den Betrug bemerkt und durch den Genuß der Maultaschen gesündigt hatten, darüber schweigen die Annalen. Doch wegen solch kleinen Vergehens wird ihnen der Herrgott wohl kaum den Zutritt zum Himmel verwehrt haben.

So wie uns die Geschichte der Maultaschen gefällt, so erfreuen wir uns auch der Geschichten, die sich um eine weitere schwäbischen Spezialität, der Wibele, dreht. Zum Schmunzeln finde ich die Geschichte des sparsamen Zuckerbäckers, dem es in der Seele weh tat, die knusprig gebackenen Teigränder am Backblech einfach abzukratzen und wegzuwerfen. So kam er auf die Idee, sie in Tüten zu füllen und zu verkaufen. Auf der Suche nach einem verkaufsfördernden Namen stellte er fest, dass die kleinen Teigtropfen Ähnlichkeit mit den kleinen, runden Dinger unter dem Leibchen seines jungen Weibes und aus dem Weible wurde dann recht schnell die „Wibele“
Und dann gibt es da noch die offizielle Version vom Hofkonditor des Fürsten zu Hohenlohe, Jacob Christian Wibel, der dies kleinste Gebäck der Welt erfunden hat. Es gab wohl schnell einige Nachahmer, doch Fürst Karl Ludwig zu Hohenlohe-Langenburg, der von der Qualität dieser enttäuscht war, forderte ausschließlich das Biskuitsgebäck nur noch vom „Wibele“.
Übrigens, noch heute ist der exklusive Hersteller der Wibele, das Café Bauer in Langenburg, der Meister Wibel seinen Betrieb einschließlich seiner Wibele-Rezeptur Ende des 18. Jh. verkauft hat.
Natürlich will es hier nicht versäumen, die Verbindung der Wibele zum europäischen Hochadel zu erwähnen. Als Queen Elisabeth 1965 Deutschland besuchte, schaute sie auch bei ihrer Verwandtschaft in Langenburg vorbei. Bei diesem Ereignis wurde ihr auch eine Portion Wibele überreicht. Die
Rede des damaligen Bürgermeisters Fritz Gronbach in seinem speziellen Englisch verleitet noch heute zum Schmunzeln.
Als Prinz Charles 2013 Langenburg besuchte und seine Wibele persönlich in Empfang nahm, lobte er die Langenburger auch wegen ihres guten Englisch
Quelle
Aus vielerlei Gründen bekomme ich derzeit kaum was „Gscheits“ zu Papier
; habt deshalb ein wenig Geduld bis zum nächsten Artikel .