[align=center]III. Besuch bei Puppy - Nach dem Vorspiel noch ein Nachspiel[/align][/b]
Citronella hat geschrieben:War mit dem Parkplatz alles ok oder kam noch eine böse Überraschung?
Citronella, willst du das wirklich wissen?
Eigentlich gehört dieser Teil nicht mehr in die Rubrik "Kultur"...

- Wasserspiele vor dem Museum
Als wir das Museum verließen, spielten Kinder bei 34 Grad inmitten der Wasserspiele. Nun wollte ich schnell noch ein paar Fotos von Puppy machen, für die mir vorher die Zeit fehlte, denn schon am Nachmittag mussten wir in Santanilla del Mar sein, um unser Plansoll zu erfüllen. Schließlich war es ein Bildungsurlaub und keine Lustreise...

- Auf diesem Streifen parkte unser Töf EIGENTLICH perfekt.
Mein Mann empfing mich im Auto mit bereits gestartetem Motor und erwähnte beim Wegfahren nebenbei, dass wir ein Knöllchen an der Windschutzscheibe hatten. Diesmal waren wir schnell auf der richtigen Autobahn und ich nahm mir die eingeschweißten Zettelchen vor und sagte nach dem ersten Blick, du, wir sollten besser umkehren. Hier ist ein Parkschein, ausgestellt auf zwei Stunden, macht 12 €, und auf der beiliegenden Erklärung steht drohend, wenn wir diesen Betrag nicht innerhalb von zwei Tagen zahlen, werden 60 Euro Strafe fällig.

- Böse Überraschung
Die meinten tatsächlich Barzahlung, denn eine Kontonummer war auf keinem der beiden Zettelchen vermerkt... Mein Fahrer meinte lapidar, für 12 Euronen kehre er nicht um, denn Strafmandate im Ausland hätten noch nie Folgen für uns gehabt (naja, fast noch nie. Aus Holland wurden wir 6 Jahre lang wegen einer nie begangenen Geschwindigkeitsüberschreitung verfolgt, reine Willkür). Auf unserem Parkschein standen auf jeden Fall klar lesbar unsere unverwechselbaren Daten wie Autokennzeichen, Fahrzeugtyp und -farbe. Also bei der nächsten Ausfahrt raus- und zurück in die Stadt gefahren - und das ganze Prozedere von der Hinfahrt wiederholte sich: Unser Mädchen fand den Rückweg zum Museum nicht mehr (komisch, sie war doch gerade noch mit uns da), wollte bei einer durchgezogenen Linie links abbiegen oder verkehrt in Einbahnstraßen einbiegen, während wir den gut erkennbaren Iberdrola-Glaspalast neben dem Guggenheim-Museum immer weiter aus den Augen verloren
.

- Der benachbarte Iberdrola-Glaspalast
Die Kunstwerke am Wegesrand nahmen wir nur aus den Augenwinkeln wahr. So langsam artete unser Museumsbesuch in Urlaubsstress aus.

- Stau auf ganzer Linie

- Unbekanne Kunstwerke

- am Wegesrand
Um es kurz zu machen: nach einer halben Odyssee fanden wir tatsächlich einen Parkscheinautomaten, doch der wollte unseren Schein nicht annehmen. Eigentlich brauchte er nur entwertet und zusammen mit dem fälligen Betrag in einen Schlitz an der Seite des Automaten geworfen werden.

- Hightech-Parkomat
Auch mit Hilfe von Passanten konnten wir weder die Zahlung bewältigen, weder mit Geldschein noch Kreditkarte noch mit extra gewechseltem Kleingeld. Wir machten uns auf die Suche nach einem anderem Automaten, als wir an einem Polizeirevier vorbeikamen. DIE Rettung!!! Inzwischen war es 13.15 Uhr und beim Betreten des Reviers trat mir eine ganze Mannschaft Uniformierter wild entschlossen entgegen, endlich in die wohlverdiente Mittagspause zu gehen. Ein Uniformierter erbarmte sich meiner und riet mir, einen weiteren Automaten auszuprobieren, denn ein Polizeirevier nimmt grundsätzlich kein Geld entgegen.... Der nächste Automat funktionierte ebenso wenig, und da wir uns immer noch in Puppys Dunstkreis befanden, dachte ich, die Touristen-Info wäre die richtige Anlaufstelle für uns. Oje.... Da saßen offenbar nur Praktikanten, die mein Strafmandat anschauten, als wäre es eine mittelalterliche Schriftrolle. Die Ahnungslosen holten den noch recht jungen Chef von hinten, dieser meinte, ich solle ruhig weiter fahren, Ausländer würden in der Regel nicht belangt. Toller Tipp. Ich zeigte auf unsere spanische matricula, die dem Schein vermerkt war. Ein Leichtes, den Eigentümer zu identifizieren und zur Kasse zu bitten. Umständlich holte er einen Stadtplan aus einem Fach und malte mir dann in aller Ruhe den Weg zum Rathaus auf, hinter dem sich ein Gebäude befinden soll, in dem ich mein Geld loswerden könnte. Eine Art Bußgeldkasse???? Genaueres wusste der Junge leider nicht, nur dass dort in 20 Minuten Mittag sei und ich Gas geben müsse. Ich machte mit einem knappen "gracias" auf den Lippen sofort auf dem Absatz kehrt, der Stadtplan klemmte unter meinem Arm und ab ging es, diesmal Richtung Rathaus und ohne weitere Probleme.

- Endlich das Rathaus in Sicht, wir befinden uns noch in der Warteschlange, im Kreisel.

- Am Ziel unserer Wünsche angekommen: das Rathaus von Bilbao
Eine Minute vor zwei Uhr parkten wir direkt auf dem Rathausgelände, natürlich im totalen Halteverbot. Die Glocke schlug zwei, als ich besagtes Gebäude betrat. Auch dort kamen mir Scharen von Uniformierten entgegen, einer bedeutete mir, stehenzubleiben. Langsam durch die Hitze entnervt, sagte ich ihm, dass ich nur meine Strafgebühren bezahlen wolle und genauso ungeduldig entgegnete er mir, dass JETZT Mittagszeit wäre und hier auch kein Geld eingezahlt werden könne, hier wäre ein Amt, zahlen könne ich nur an einem Parkautomaten. Ich glaube, ich bin ein wenig ungehalten gewesen, denn ich fragte ihn, ob das die richtige Art und Weise wäre, ausländischen Gäste zu behandeln. Aus den Augenwinkel bemerkte ich, wie uns ein älterer Herr in Zivil beobachtet, sein Handy zückte und telefonisch einige Fragen stellte. Er kam auf mich zu und sagte, er hätte unseren Dialog verfolgt und versucht, an entsprechender Stelle eine Lösung für mein Problem zu finden, aber leider wäre jetzt überall Mittagszeit, ich müsse um halb fünf noch einmal wieder kommen. Wie bitte? Ich sagte, um die Zeit müssen wir schon woanders sein, wir wären auf der Durchreise. Irgendwie muss ich ihm leid getan haben, denn er fragte mich, ob ich ihm Geld und Parkschein anvertrauen würde, damit er meine Strafe bezahlen könne. Ich solle ihm noch meine Telefonnummer geben, er würde mir dann von dem Ausgang der Geschichte berichten. Ich war langsam bereit, jedem Geld und Schein anzuvertrauen, nur weg aus der heißen Hölle von Bilbao. Das Thermometer zeigte 34 Grad und die Sonne knallte erbarmungslos. Er ging zu einem Schreibtisch und notierte meine Telefonnummer. Zwar wäre mir lieber gewesen, er hätte mir den Empfang von Ticket und Geld bescheinigt, doch ich konnte jetzt keine Ansprüche mehr stellen. Nur weg, raus aus dem Brutofen. Im Weggehen fragte ich noch nach seinem Namen, als mir der junge Polizist, der mir seit Betreten des Gebäudes nicht von der Seite gewichen war, zuflüsterte, dass es sich bei dem Herrn um den Chef persönlich handeln würde.

- Zum Sightseeing blieb keine Zeit: Hier das Dach des hospital civil

- dort das Gebäude der Metro
Völlig entspannt stieg ich ins Auto und ohne zurückzublicken, düsten wir ab nach Santanilla del Mar. Dort angekommen sah ich, dass ich einen entgangenen Anruf hatte. Im selben Moment klingelte mein Handy, am anderen Ende meldete sich "el jefe" persönlich um mir mitzuteilen, dass er mein Strafmandat ordnungsgemäß bezahlt hätte, wünschte uns noch eine gute Weiterfahrt, einen schönen Urlaub und entschuldigte sich am Ende noch zweimal für die Unannehmlichkeiten, die wir in seiner Stadt hatten. Und wisst ihr was? Wenn ich an Bilbao zurückdenke, da denke ich weder an die gnadenlose Hitze oder scheinbar unendliche Sucherei, sondern an Puppy, das Guggenheim-Museum mit seinen Kunstwerken, den strahlend blauen Himmel und vor allen Dingen an einen sagenhaft netten Polizeichef.
Vielen Dank, Julián, mit deinem typisch baskischen Nachnamen, in dem fast zwangsweise ein "x" vorkommen musste- durch dich war der restliche Urlaubstag gerettet und mein Glaube an die menschliche Hilfsbereitschaft wieder hergestellt.