

Hallo sol, dann hättest du uns ja auch die Geschichte zu Ende erzählen können und ich hätte mir jede Menge Arbeit erspart.sol hat geschrieben:neugierig gemacht +gegoogelt :
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=c ... _ZMKnYaI0g

[align=center]Teil II - Geschichte, Aufstieg und Verfall der "Colonia de Santa Eulalia"[/align]
Zuhause angekommen, begannen meine Recherchen. Mein Begleiter vor Ort hatte mir zwar einige Details mit auf den Weg gegeben, ich fand auch ein paar Infotafeln im Ort, doch mich interessierten eigentlich mehr die Hintergründe.
Zu Zeiten der Mauren befand sich an der Stelle, wo heute das Dorf steht, ein Friedhof, von dem man allerdings nicht weiß, zu welchem Weiler er gehörte.
Die erste namentliche Erwähnung des Ortes " Prados de Santa Eulalia " geht auf die christliche Wiedereroberung zurück, als die Heilige Eulalia den Truppen des Berenguer de Entenza gegen die Sarazenen half.
- Entenza war ein aragonesischer Adeliger (gestorben 1306) und Anführer der Almogàvers (von Arabisch Al-Mugavari für Kundschafter abgeleitet), eine Truppe Soldaten, die in der Reconquista bekannt wurde, und in Italien und der Levante im 13. und 14. Jahrhundert häufig als Söldner eingesetzt wurde.
Die Kolonie wurde von Don Antonio de Padúa y Saavedra, Graf von Alcudia y Gestalgar (1858-1925), und seiner Gemahlin, María Avial Peñas, Vikomtess von Alcira geplant. Dem Grafen gehörten 138 Hektar bewirtschaftetes Agrarland, auf dem Reben, Olivenbäume und Reis angebaut wurde.
Er tat sich mit seinem Vetter zweiten Grades zusammen, D. Mariano de Bertodano y Roncalí (Vizconde de Alcira), der verheiratet war mit Dª María de la Concepción Avial Peña, die - wie man sich erzählte - eine Mitgift von 18 Millionen Peseten mit in die Ehe brachte (ihr Vater soll sein Vermögen auf Kuba gemacht haben), von der sie jedes Jahr eine Millionen ausgezahlt bekam. Das war das Geld, das der Graf zur Verwirklichung seiner Träume benötigte.
Der Graf ließ kleine Reihenhäuser für die Landarbeiter errichten, Plätze und Straßen mit Bürgersteigen, dazu eine Getreidemühle und Lagerräume, eine Post- und telegraphenverwaltung, Geschäfte, ein Gasthaus, eine Schreinerei, eine Küferei, eine Schule, eine Schnapsbrennerei, ein Konsumverein (economato), ein Kasino, ein Weinkeller (in der Bodega, so berichtete mir der alte Mann, lagerten 6 x 90 Liter). Auch ein großer Teich mit einer Insel und Grünzonen zur Erholung wurden für die Bewohner des Dorfes angelegt. Hinzu kam das Herrenhaus, die Gärten mit Skulpturengruppen, das Theater, und die Kapelle, die der Graf abreißen und neu errichten ließ.
- Obwohl die Häuser der Siedler im Vergleich zu heute einen eher bescheidenen Eindruck machen, waren sie für die damalige Zeit sehr fortschrittlich, denn bei ihrem Bau wurde auf Hygiene und gute Wohnbedingungen geachtet.
- Die Kolonie entstand in Zeiten, als die ab den 1860er Jahren aus Nordamerika über London nach Südfrankreich eingeschleppte Reblaus für dramatische Verwüstungen im europäischen Weinbau sorgte. Frankreich war am schlimmsten betroffen und konnte den Markt nicht mehr bedienen.
Die Colonia de Santa Eulalia konnte ihren Wein nach Frankreich exportieren, und brannte in der eigenen "Fabrica de alcoholes y coñac" sogar einen eigenen Brandy der Marke "Santa Eulalia".
Danach setzte der schleichende Verfall ein, der durch Scheidung und Verkauf und nicht zuletzt durch den Bürgerkrieg beschleunigt wurde.
Zu Beginn des Jahres 1937, als man in Spanien begann die religiösen und monarchistischen Begriffe aus den Ortsnamen zu entfernen, wurde die Colonia nach einer bekannten spanischen Kommunistin in "Colonia de Lina Odena" umbenannt. Zu dieser Zeit wurde der Ort ans Stromnetz angeschlossen.
Bis auf ein wenig Farbe hier und da, ist seitdem baulich nichts verändert worden, ich komme mir vor wie bei einem Besuch in einem Museumsdorf. Der Zustand der öffentlichen Gebäude verschlechtert sich von Jahr zu Jahr, ein Zeitzeugnis wird dem Verfall preisgegeben. Doch wozu sollte man sie restaurieren? Zu wenige kommen hierher, zu groß ist der Aufwand, die Gebäude für die Nachwelt zu erhalten.
- In den 47 Häusern (diese Zahl nannte mir mein Begleiter), wohnten lt. Angaben der Provinzregierung (Stand 1.1.2013) nur noch 11 Personen auf der Seite von Sax und 16 auf der Seite von Villena, wobei einige von ihnen in verstreut liegenden Gehöften leben.
Doch wen sollen die wenigen Einwohner in die Pflicht nehmen?
- Kurios: Die "Colonia de Santa Eulalia gehört den Gemeinden Sax (Entfernung 2,5 km) und Villena (Entfernung 9 km) zu gleichen Teilen. Die Gemeindegrenze verläuft mitten im Ort, und teilt die Hauptstaße Calle de Salinas: Alles was nördlich der Straße liegt, gehört zu Villena, was südlich liegt zu Sax.
2007 entschloss sich eine valencianische Produzentin, die Außenaufnahmen der bekannten TV Serie"L'Alqueria Blanca", die auf Canal 9 (Nou)) lief, in der Colonia de Santa Eulalia zu drehen, wodurch die Kolonie zum Ausflugsziel von Touristen wurde. Die Serie (sie ging bis zur zehnten Staffel) lief bis zur Einstellung des Senders.
- Die Serie "L'Alqueria Blanca" hatte eine durchschnittliche Beteiligung von 450.000 Zuschauern und lief vom 5. April 2009 bis November 2013. Die Folge 64 hatte 622.000 Zuschauern. Der valencianische Sender Canal 9 musste seine Tätigkeit im Dezember 2013 einstellen.
Meine Quellen:
Eine spezielle Website über die " Colonia de Santa Eulalia" (Spanisch), für alle, die sich noch mehr für die Hintergründe interessieren.
Hier findet ihr jede Menge historische, aber auch neue Fotos. Wer nicht groß blättern möchte hier ein Überblick.
Als Erstinformation diente mir natürlich Wikipedia,
die Colonia bei google-maps.