Cozumel hat geschrieben:
Trotzdem möchte ich anmerken, dass ich vor kurzen einen Bericht sah, in dem festgestellt wurde,
dass die Pharmaindustrie bereits seit Jahrzehnten keine neuen, konventionellen Arzneimittel (neue Wirkstoffe) mehr auf dem Markt gebracht hat.
Sondern nur Alte etwas modifiziert oder aufgemotzt neu aufgelegt haben. Teilweise deutlich teurer.
Völlig neue Wirkstoffe der Gruppe A sind tatsächlich nicht so häufig, sind aber doch mindestens jährlich zu erwarten. Ob sie besser als die bisherigen wirken (oder ob sie schädlicher sind), kann jedoch erst viel später in Phase 4 Studien (im Vergleich mit bisherigen Stoffen in breiter Anwendung) festgestellt werden. Die dauerhafte Präsenz auf dem Markt ist also damit nicht gesichert.
Es werden bei "neuen" Medikamenten 4 Gruppen unterschieden:
A Innovative Struktur oder neuartiges Wirkprinzip mit therapeutischer Relevanz
B Verbesserung pharmakodynamischer oder pharmakokinetischer Eigenschaften bereits bekannter Wirkprinzipien
C Analogpräparat mit keinen oder nur marginalen Unterschieden zu bereits eingeführten Präparaten
D Nicht ausreichend gesichertes Wirkprinzip oder unklarer therapeutischer Stellenwert
Nehmen wir nur mal die Gruppe A ( Obwohl auch schon Gruppe B eine bedeutende Verbesserung darstellen würde: z.B. Acetylsalicylsäure gegenüber Salicylsäure).
Neue Medikamente der Gruppe A der letzten 3 Jahre:
2010:
Amifampridin (Firdapse): Myasthenie
Denosumab (Prolia ) : Osteoporose
Mifamurtid (Mepact ) : Osteosarkom v. Kindern
2011:
Retigabin (Trobalt) : Epilept. Krampfanfälle
Mikrobielle Collagenase (Xiapex) : Dupuytren
Belatacept (Nulojix) : Transplantatabstoßung
Belimumab (Benlysta) : Autoimmunkrh. (Lupus eryth.)
Abirateronacetat (Zytiga) : Metast. Prostata Ca.
Ipilimumab (Yervoy) : Melanome
Boceprevir (Victrelis) : Chron. Hepatitis C
2012:
Ivacaftor (Kalydeco) : Mukoviszidose
Ruxolitinib (Jakav) : Myelofibrose
Vemurafenib (Zelboraf) : Melanome
Vandetanib (Caprelsa) : Schilddrüsenkarzinom
Brentuximab-vedotin (Adcetris) : Hodkin - Lymphom
Pasireotid (Signifor) : M. Cushing
Obige innovative Mittel sind (evtl. nur zum Teil) in Europa eingeführt, nachdem sie offenbar eine gewisse Wirksamkeit (evtl. auch nur in Kombination) bei den angeführten Erkrankungen haben - mind. bei gewissen Stadien.
Ob sie auf lange Zeit die Hoffnungen erfüllen?????????????
Es geht oft eben nur Schritt für Schritt vorwärts.
Ein Problem sind die Antibiotika:
Innovationen werden immer seltener. Ist vielleicht auch klar: Sie stammen eben im Grundprinzip aus der Natur (Schimmelpilze) und diese ist nicht unerschöpflich. Unsere jetzigen Waffen werden auch wegen des übertriebenen Einsatzes in der Fleischindustrie immer stumpfer.
Hinweis: bei den Handelsnamen in Klammern handelt es sich um eingetragene Warenzeichen.