Vor langer Zeit gestalteten wir die Reise in unser Winterquartier einige Jahre in unserem kleinen Wohnmobil (Marco Polo) mit einer ca. vierwöchigen Anreise. Das war dann so quasi unser Urlaub zwischen zwei Domizilen.
Anfang Oktober 2012 hatten wir zunächst ein paar Tage in Santander verbracht und starteten von dort aus zu den Picos de Europa. Der Anblick der Berge und ihren schroffen Felsen erinnerte uns an die Landschaft der Dolomiten.
Gegen Mittag erreichten wir das winzig kleine Dorf Barniedo de la Reina. Schon von der Straße auf der anderen Seite des kleinen Flusses Esla hatten wir entdeckt, dass es im Dorf eine Bar gab und eine kleine Pause konnten wir wohl gut gebrauchen. Gedacht, getan und schon wenige Minuten später parkten wir unser Gefährt zwischen landwirtschaftlichen Geräten und Fahrzeugen de Dorfes und betraten das einzige Etablissement des Ortes. Einige Herren aller Altersklassen standen an der Bar und Mütter und Omas bespaßten ihre Kinder im Gastraum. Es schien uns so, als sei das hier der Mittelpunkt dieser Dorfgemeinschaft.
Auf unsere Getränke mussten wir nicht lange warten und natürlich wurden wir beäugt wie blaurotkarierte Kühe. Wir waren ein wenig schüchtern und sie ein wenig gehemmt und meine Kenntnisse über die Gepflogenheiten des Landes hielten sich noch sehr in Grenzen. Und was macht man, wenn man sich noch nicht so gut auskennt? Na klar, man beobachtet!
Und dann sah ich es und - traute meinen Augen kaum

Da kippte de Wirt doch tatsächlich noch Wasser ins Bier!? Und das sogar vor den Augen seiner Gäste?! Das war doch ganz eindeutig eine Wasserflasche!
„Sag mal, Jefe, hast du das gesehen? Der kippt doch tatsächlich Wasser ins Bier!“ bemerkte ich völlig ahnungslos. „Dummchen, das ist Beschleuniger, womit er das Bier streckt“ meine ‚bessere Hälfte‘ wollte sich ausschütten vor Lachen über meine Naivität.

Du liebe Güte, es war doch gerade mal Mittag vorbei und die kippen sich den Alkohol in den Hals. José war einer dieser Herren, die dem mit Anisschnaps „verdünnten“ Bier kräftig zusprach.
Mittlerweile hatten Jefe und ich entschieden, für 1-2 Nächte hier im Dorf zu bleiben und erkundigten uns beim Wirt, ob es wohl erlaubt sei, unser „Nachtlager“ am Ortsrand aufschlagen zu dürfen.
Der Wirt grinste uns freundlich an und beauftragte José, uns einen geeigneten Platz zu zeigen. „Kommt mit“ und führte uns dann einen tollen Platz neben einem Schuppen. Ein Premiumplatz quasi, zwischen Dorf und dem kleinen Fluss Esla. Abends gesellten wir uns dann wieder zu den Dorfbewohnern in die Bar und genehmigten uns ein paar „Rote“. Dazu gab es jeweils eine Handvoll Erdnüsse - und als wir die Bar verließen, war der Boden mit Nussschalen übersät, die aber wahrlich nicht nur von uns stammten. Die Taschenlampe, die wir vorsichtshalber mitgenommen hatten, um heil zu unserem Womo zu kommen, haben wir nicht benötigt, denn der volle Mond wies uns den Weg. Zum Schlafen war die Nacht zu schade, denn Myriarden von Sternen strahlten - fernab jeglicher Industrie und Lichtverschmutzung - vom Himmel.
Der kleine Weiler Barniedo de la Reina (Castilla y León) liegt 1140 Meter über dem Meeresspiegel und die Gipfel des Pico Murcia (2341 m) und der La Rasa (2.089 m) sind nicht weit entfernt. Man lebt hier ausschließlich von Landwirtschaft und Viehzucht und so, wie wir es einschätzen, gibt es auch hier so einige leerstehende Häuser, denn letztes Jahr zählte das Dorf nur noch 58 Einwohner.
Ach ja, würde nicht eine Abzweigung des Jacobsweges (Camino del norte) und der Wanderweg zum Gipfel der La Rasa hier durch den Ort führen, so hätte man sicherlich kaum je einen Fremden hier gesehen.
Vier Jahre später haben wir noch einmal mehrere Tage in diesem kleinen „Nest“ verbracht. Diesmal in der Nähe der Kirche und . . . aber davon später