Ausflug nach Villena

Reiseimpressionen von der COSTA BLANCA und dem Inland der Provinz ALICANTE.
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Oliva B.
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Ausflug nach Villena

Beitrag von Oliva B. »

Bei 8 Grad und grauem Himmel erreichen wir über gut ausgebaute Straßen vor einer Woche Villena. Schnell finden wir zum historischen Zentrum, in dessen Nähe wir problemlos einen Parkplatz finden. Zu Fuß gehen wir zur Plaza de Santiago, wo sich das Touristik-Büro in einem Jugendstilhaus befindet. Die Plaza entstand um die Kirche desselben Namens und bildet zusammen mit dem Rathaus, der "Casa del Festero" und dem Kulturzentrum einen architektonisch wertvollen Gebäudekomplex (Conjunto Histórico-artístico 1968), der von der Gotik über die Renaissance und den Jugendstil bis hin zur postmodernen Architektur geht.
Touristeninformation
Touristeninformation
Leider ist das Touristenbüro geschlossen, ach ja, es ist 11 Uhr: Um diese Zeit verschwinden viele Spanier in der nächsten Bar, um zu frühstücken.
A-Stühle.JPG
Also gehen wir zunächst zur Iglesia Santiago hinüber. Die gedrehten Säulen, die das Dach des dreischiffigen Kirchengebäudes tragen, sind imposant.
Detail einer Säule in der Kirche Santiago
Detail einer Säule in der Kirche Santiago
Altarraum der Iglesia Santiago
Altarraum der Iglesia Santiago
Der wertvolle Taufstein neben dem Altar ist angestrahlt und ist eine weitere Attraktion der Kirche.
Casa de Cultura und Rathaus
Casa de Cultura und Rathaus

Als nächstes besichtigen wir in der Casa de Cultura einige moderne Gemälde, danach gehen wir nebenan das Rathaus aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts, das wie eine Abtei gebaut ist.
Rathausfenster
Rathausfenster
Gleich hinter dem Eingang liegt der Zugang zum archäologischen Museum, das für die Größe der Stadt beeindruckend ist. Der Schatz des Ortes ist der „Tesoro de Villena“, der sich in einem separaten Raum befindet. Wir werden gefragt, ob wir ihn sehen wollen, ja klar - also wird die schwarze Truhe extra für uns geöffnet und ein Video mit deutschen Untertiteln erzählt nebenbei die Geschichte der Entdeckung des Goldschatzes. Im Museum befinden sich außerdem noch sehenswerte alte Tongefäße, Schmuck und Arbeitsgeräte früherer Jahrhunderte.
Museum: Dama de Caudete aus dem 4. Jh. v.Chr. (Ibererzeit)
Museum: Dama de Caudete aus dem 4. Jh. v.Chr. (Ibererzeit)
Danach betreten wir den großen Patio des Rathauses, in dem noch die Krippe aufgestellt war.
Patio des Rathauses
Patio des Rathauses
Eine breite Treppe führt uns nach oben in den ersten Stock, wo auch das Büro der sehr jungen und äußerst hübschen Alcadesa (Bürgermeisterin) liegt. Als wir oben ankommen, begegnet sie uns auf dem Flur und grüßt freundlich.
Anschließend versuchen wir unser Glück noch einmal im Touristenbüro, das nun wieder geöffnet hat. Wir bekommen viele Zettel in die Hand gedrückt und eine aufwendig gestaltete Mappe, in die wir unsere ganze Zettelwirtschaft unterbringen können. Wir bekommen noch den Hinweis, uns ein wenig zu sputen, denn die letzte Burgführung stände an. Den Weg zur Burg zeichnet die nette Angestellte schnell noch im Stadtplan ein und los geht es. Vor der Tür schauen wir noch einmal hinein und stellen fest, dass ein anderer Weg viel näher ist. Die Zeit drängt, also entscheiden wir uns, nicht den empfohlenen Weg zu nehmen. Wir kommen an ein paar halbverfallenen Gebäuden vorbei und an einer Männergruppe, die uns - sagen wir es mal so - nicht gut gefiel.
Verfallener Aufgang zur Burg
Verfallener Aufgang zur Burg
Was wir bis dahin noch nicht wissen, Villena ist in zwei Stadtteile gespalten - ja , so kann und muss man das ausdrücken. Noch heute gibt es ein maurisches und ein christliches Barrio, aber dazu gleich.
Nach dieser Begegnung haben wir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend und legen deshalb einen Schritt zu und kommen am Burggelände an, wo uns schon eine Fremdenführerin erwartet. Freundlich stellt sich Elli vor und fragt, ob sie uns alles auf Englisch oder Spanisch erklären könne? Wir entscheiden uns für Spanisch. Nach ein paar gewechselten Sätzen fragt uns Elli, ob wir aus Deutschland kommen. Kein Wunder, sie hat ein Jahr in Deutschland als Au-Pair-Mädchen gearbeitet und hat uns an den Eigenheiten unserer Sprache erkannt. Obwohl sie sich geniert, bitten wir sie, Deutsch mit uns zu sprechen, damit sie in der Übung bleibt. Wir verstehen sie ohne Schwierigkeiten. Sie erzählt uns, dass sie seit 7 Jahren in Spanien lebt, eigentlich aber aus Nicaragua kommt. Sie hätte gern in Deutschland studiert, aber ohne Aufenthaltsgenehmigung? Da hätte sie einen deutschen Mann heiraten müssen, um bleiben zu können…
Elli, die nette deutschsprachige Touristenführerin aus Nicaragua
Elli, die nette deutschsprachige Touristenführerin aus Nicaragua
Wir besichtigten den Burgturm, der aus zwei Bauabschnitten besteht. Der untere Teil ist arabischen Ursprungs, der obere, aus Bruchstein, stammt aus christlicher Zeit.
Turm: der untere Teil ist arabischen Ursprungs, der obere aus christlicher Zeit
Turm: der untere Teil ist arabischen Ursprungs, der obere aus christlicher Zeit
Vom Burghof kann man die ganze Gegend überblicken.
Als wir das Innere der Burg betreten, sehen wir, dass die Kreuzgewölbedecken neueren Datums sind. Elli erklärt uns, dass die originalen Decken eingebrochen waren und sie bei der aufwendigen Renovierung der Burg in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts neu eingezogen wurden.
Im Erdgeschoss hängen Informationstafeln über die Geschichte der Burg.
Treppenaufgang in der Burg
Treppenaufgang in der Burg
Weiter oben kommt man in einen Saal, in dem Gefangenen während des Unabhängigkeitskrieges (1808-1813) Bilder in die rußgeschwärzten Wände geritzt hatten. Man erkennt Schiffe, Burgen und Kreuze, die ein gefangener Geistlicher hinterlassen hat. Leider haben vor der Renovierung auch Jugendliche der Gegend ihre Graffitis hier hinterlassen.
Kreuze des gefangenen Geistlichen
Kreuze des gefangenen Geistlichen
In die verrusten Wände ritzten die Gefangenen der Burg Gemälde
In die verrusten Wände ritzten die Gefangenen der Burg Gemälde
Elli erzählt uns noch viele interessante Einzelheiten über die Vorbesitzer der Burg und die Geschichte der Stadt. Die arabische Altstadt, so rät sie uns zum Abschluss, solle man lieber meiden, da dort Gitanos und Drogenhändler leben würden. Das also waren die Leute, die wir schon beim Aufstieg zur Burg bemerkt haben. Deshalb beherzigen wir beim Abstieg den Rat des Touristenbüros. Die Häuser, die wir jetzt am Wegesrand vorfinden, sind alle schön angestrichen, die Straße und Wege in Ordnung, herausgeputzt für die Touristen. Der Weg führt durch das bessere Viertel der Stadt, dort wo die Christen wohnen…
Touristenfreundlich gestalteter Weg von der Burg hinunter zur Stadt
Touristenfreundlich gestalteter Weg von der Burg hinunter zur Stadt
Elli, unsere nette Fremdenführerin können wir jedem Besucher der Stadt empfehlen, besonders den Touristen, die kein Spanisch verstehen. Die Führung ist übrigens ein kostenloser Service der Stadt!
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