
Als wir dann sehr viel später regelmäßig unsere Urlaube an der spanischen Küste verbrachten, brauchten wir irgendwann ein zusätzliches Regal im Vorratsraum, um unsere Lebensmittel zu verstauen. Nichts leichter als das, wir gingen also in die nächste Ferretería, wo wir ein „Regalo“ bestellten. Die fragenden Blicke der Verkäufer und ihre Unfähigkeit uns weiter zu helfen, ließen uns roten Kopfes intensiv über einen Spanischkursus nachdenken.
Doch ganz so nebenbei ließ sich die fremde Sprache nicht erlernen. Ging es mit Englisch und Französisch in der Schule noch relativ flott (dort wurde man schließlich täglich in der fremden Sprache unterrichtet), sah man beim wöchentlichen VHS-Kurs kaum ein Fortkommen. Abgesehen davon fiel es mir nicht gerade leicht, nach vollbrachtem Tagwerk und dem Zubettbringen der Kinder noch einmal die Schulbank zu drücken, zu einem Zeitpunkt, wo sich der Körper auf die Couch sehnte, um sich ein wenig auszuruhen. Sehr aufnahmefähig war man am Ende des Tages nicht mehr, doch peu à peu sah ich ein Fortkommen. Ich ackerte ein Lehrbuch und noch eins mit den Kommilitonen durch, später kam freie Konversation hinzu. Aber es blieb mühselig, reichte jedoch, um beim nächsten Urlaub mühelos einen Tisch im Restaurant zu bestellen und im Supermarkt nach Lebensmitteln zu fragen, die man nicht auf Anhieb im Regal fand. Doch so richtig getraut Spanisch zu sprechen, das habe ich nicht gewagt.
An den spanischen Küsten kommt man inzwischen fast gänzlich ohne Spanischkenntnisse aus, das Personal in den Geschäften ist oft mehrsprachig aufgewachsen, viele Angestellten haben deutsche Eltern und sind in Spanien zur Schule gegangen, beste Voraussetzungen also für den Job. Besonders bei den Banken sind mir die Angestellten aufgefallen, die ihre Klienten perfekt in den unterschiedlichsten Sprachen bedienen.
Geringe Chancen sich zu verständigen hat man hingegen, wenn man sich mit Behörden oder beispielsweise mit Telefongesellschaften „herumschlagen“ muss. Verfügt man nicht über gewisse Basiskenntnisse, sollte man sich einen Gestor gönnen, jemand, der die Behördengänge für einen erledigt.
Ich kann nur jedem ans Herz legen, die Sprache des Landes zu erlernen, in dem man lebt. Auch deutsche Clubs bieten mittlerweile Sprachkurse an.
Kaum eine Chance sich mit einem Sprachmix aus Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch zu verständigen, hat man hingegen im Hinterland. Ohne Castellano oder sogar Valenciano ist man verraten, verkauft und vereinsamt, wenn man sich nicht wenigstens um eine Verständigung bemüht. Ins Valenciano sollte man sich wenigstens hineinhören, damit man mindestens einen kleinen Bruchteil versteht. Wer Vorkenntnisse in romanischen Sprachen hat, ist dabei glatt im Vorteil.
„Der“ Spanier spricht grundsätzlich schnell. Begegnet man ihm mit einfachsten Satzkonstruktionen, so ist das für ihn noch lange kein Grund, sein Tempo zu drosseln. Spanier reden gerne schnell, laut und vor allen Dingen ständig durcheinander. Wenn man jedoch bittet, ein wenig langsamer zu sprechen, „un poco más despacio, por favor“, kommen sie diesem Wunsch gerne nach, um nach ein paar Sätzen schon wieder Gas zu geben. Aber keine Angst, an die schnelle Sprechweise gewöhnt man sich ganz schnell.
Wenn zwischen und mit den Einheimischen lebt, ist es Verpflichtung und Höflichkeit zugleich, die Menschen in ihrer Landessprache anzusprechen.
Beim Lernen hilft es, sich zunächst mit Themen zu beschäftigen, die einen interessieren - es lernt sich dann deutlich einfacher. Man sollte aber auch bald anfangen, spanische Zeitungen zu lesen, am Anfang vielleicht eher Illustrierte, denn anschauliche Bilder helfen den Kontext besser zu verstehen.
Wenn man sich schon die Grundzüge der Grammatik verinnerlicht hat, helfen Online-Wörterbücher schneller als gedruckte Werke bei der Übersetzung unbekannter Worte. Tippt man das gesuchte Wort in die Suchzeile, so hat man im nächsten Moment die Übersetzung. Oft werden gleich mehrere Möglichkeiten angeboten, nicht jede trifft 100prozentig zu, doch mit der Zeit bekommt man auch dafür das richtige Feeling.
Für mich hat sich das Zeitungslesen als effektivste Lernmethode bewährt. Artikel, die mich interessieren, lesen sich fast von alleine, den fehlenden Rest reimt man sich zusammen.
Manche Worte kennt man auch aus Deutschland wie z.B. Paloma (una paloma blanca) oder Castillo, da braucht man nicht lange zu überlegen.
Unbekannte Worte versuche ich mir zu verinnerlichen, indem ich mir Eselsbrücken baue:
Zum Beispiel das Wort für „Glocke“, auf Spanisch „la campana“. Nun, mein letzter Besuch beim „Schiefen Turm“ in Pisa liegt schon ziemlich lange zurück, doch das ist der bekannteste Glockenturm der Welt, gleich danach kommt der berühmte Campanile vom Markusdom in Venedig. Ja, daran zu denken, das hilft wirklich.
Tortilla war auch sehr leicht für mich zu merken, denn das Wort erinnert an Torte - und sieht ein Omelett nicht ein wenig wie ein Tortenboden aus?
Vinagre hat etwas mit Wein zu tun - klar, Weinessig liegt da nahe.
Ebenso gibt es eine Übersetzung für erstes Frühstück, zweites Frühstück, Mittagessen, Abendessen, doch wie hält man die Vokabeln auseinander? Heißt „merienda“ nun zweites Frühstück oder Mittagessen? Ganz einfach: desayuno, almuerzo und cena fangen nicht mit „M“ wie Mittagessen an - dafür aber „merienda“.
Doch wie klappt das bei manch anderen Worten?
Briefmarke heißt Sello, dieses Wort wollte lange Zeit einfach nicht in meinen Kopf. Ehrlich gesagt, da hilft nur eins: lernen, lernen, lernen.
So, jetzt habe ich euch meine Lernmethoden verraten, doch mich würde nun auch interessieren, wie ihr es mit dem Erlernen fremder Sprachen im „hohen“ Alter haltet. Den Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt der große Hans nimmermehr“, lass ich zumindest für mich nicht gelten.[/b][/color]