Wandern im Naturpark Font Roja
Verfasst: So 21. Feb 2010, 11:46
Wir sind gestern den 7 km langen Rundwanderweg bis zu dem Gipfel des Menejadors (1352 m) in der Sierra El Carrascar de la Font Roja entlang gewandert. Insgesamt waren 300 Höhenmeter zu überwinden, für die Strecke war mit der Schwierigkeitsgrad „mittel“ angegeben und eine geplante Dauer ca. 3 Stunden.
71 km von Alicante entfernt, zwischen der Spielzeugstadt Ibi und der ältesten Industriestadt Alcoy liegt die Sierra El Carrascar de la Font Roja. 1987 wurde das Gebiet zum Naturpark erklärt, es beherbergt Tiere wie Wildschweine, Schlangen, Berg- und Ginsterkatzen, Adler, Geier und Nagetiere, Steineichenwälder. Etliche endemische Pflanzen, die im Frühjahr die Gegend in eine Blütenpracht verwandeln, wachsen hier genauso wie Salbei, Rosmarin, Thymian und Stachelginster. Im Winter kommt in den Höhenlagen der Regen oft als Schnee herunter und als wir mittags ankommen, zeigt das Thermometer auch nur 6 Grad an, 4 Grad weniger als im Tal. Attraktion des Gebirges sind sechs Schneebrunnen aus dem 18. Jahrhundert, welche früher die umliegenden Ortschaften bis hin zur Küste mit Eis versorgten, zu damaliger Zeit ein teurer Luxus, aber auch alte Kalkbrennöfen und Holzkohlemeiler fand man hier im Umkreis.
Unsere Rundwanderung beginnt auf dem Parkplatz vor dem Santuario de la Font Roja, der auf 1050 m Höhe liegt. An die Kapelle „Virgen de los Lirios“ aus dem 19. Jahrhundert wurde ein modernes Umwelt- und Kongresszentrum „angeklebt“, das so gar nicht dazu passen will. Am 21. August 1653 hatte hier ein Geistlicher in einer Lilienknolle die Jungfrau Maria erkannt, 10 Jahre später entstand an der Stelle eine Einsiedelei. Jährlich findet zum Gedenken an dieses Ereignis am Sommerende eine Romería statt.
Oberhalb des Parkplatzes und der Gebäude finden die Besucher einen schattigen Picknickplatz unter den Bäumen und ein breiter, gut ausgebauter Forstweg führt von dort auf den Rundwanderweg, der sehr gut beschildert ist. Kurz nach dem Picknickplatz kommen wir an der Cova Gelata vorbei, einem alten Eiskeller, den man nur durch eine Felsspalte betreten konnte. Weiter, an der Pla de la Mina, steigen wir ein paar Stufen hinauf zum Felsbalkon. Dort oben vom Mirador hat man nach rechts einen herrlichen Ausblick auf Alcoy, eine der ältesten Industriestädte Spaniens, und auf die gegenüberliegende Sierra de la Mariola. Die nächsten Aussichtspunkte sind der Pla dels Galers (1190 m) und der Mirador de Pilatos (1200 m), von denen sieht man Bocairent in der Ferne liegen, davor Felder dazwischen ab und zu eine Masía, diese großen Gutshöfe, die zu den umliegenden Ländereien gehören. Wir gehen immer noch an der Nordseite des Gebirges über gefrorene Wege mit eisigen Pfützen, vorbei mit an Raureif bedeckten Pflanzen bis wir nach 2,5 km die Mas de Tetuán (oder „de Serallo“), ein verfallenes Bauernhaus mit Kapelle aus dem 19. Jahrhundert erreichen. Ein gutes Drittel des Weges ist geschafft. Vor der Ruine liegt der alte Dreschplatz des landwirtschaftlichen Anwesens mit der mehr als 350 Jahre alten Eibe. Von hier aus kann man in der Ferne Banyeres de la Mariola liegen sehen. Der Weg führt nach einer Linkskurve jetzt am Südhang in Richtung Gipfel. Das nächste Highlight ist die Cova Colomna (Schneebrunnen). Ringsherum liegt noch Eis, man kann sich vorstellen, dass der gepresste Schnee hier im Schatten gut gelagert werden konnte. Der Brunnen hat ein Fassungsvermögen 2200 Kubikmeter. Von den Schneebrunnen der Sierra El Carrascar transportierten die Eishändler mit ihren Maultieren das Eis auf schmalen Pfaden hinunter bis zur Küste. Weiter führt der Höhenweg hinauf zum Gipfel Menejador. Im Frühjahr muss hier eine Blütenpracht herrschen, doch zur Zeit blühen nur wenige Pflanzen. Rechts unten sehen wir den Ort Ibi (Zentrum der Spiezeugindustrie) liegen, während vor uns schon die „casa de vigilancia forestal“ zu sehen ist, das Haus der Feuerwache, die auf dem Gipfel liegt und von der aus man einen Rundumblick auf den Maigmó, Cabecó d’Or, die Sierra Aitana, und die Sierra Mariola hat. Ein kleiner Rundweg führt nun noch einmal hinauf zum Menejador. Dort auf 1356 m pfeift ein eisiger Wind. Waren es unten an der Station nur 6 Grad, hier oben liegt die gefühlte Temperatur nur noch um den Gefrierpunkt. Bei gutem Wetter soll man angeblich vom Gipfel aus die Insel Tabarca erkennen können. Doch die können wir trotz klarer Sicht nicht in der Ferne ausmachen. Hier oben ist auch noch ein meteorologisches Observatorium und die Radio- und Fernsehmasten untergebracht.
Wieder zurück auf dem Hauptweg beginnt der Abstieg. Was wir noch nicht wissen ist, dass diese Strecke die kürzeste, aber schwierigste der ganzen Wanderung werden soll. Hohe Treppenstufen führen nach unten, über Geröll und heruntergefallene Blätter. Nach 2 ½ Stunden kommen wir unten an. Es sind 5 Grad und trotzdem haben Wanderer ihre Rucksäcke ausgepackt und sitzen auf den eiskalten Steinbänken des Picknickplatzes wo sie ihre Kühltaschen auspacken - typisch Spanisch!