Jaén (Andalusien) - Fahrt durch ein Meer von Oliven
Verfasst: Mo 4. Okt 2010, 14:33
Zu Beginn unserer Reise in die Extremadura durchqueren wir die andalusische Provinz Jaén, die weniger bekannt ist als ihre Nachbarprovinzen Córdoba und Granada. Doch für uns unbedeutende Olivenbauern ist diese Fahrt durch Spaniens größte Olivenanbauregion natürlich ein besonderes Erlebnis (nicht nur 82 % des spanischen Olivenöls werden hier erzeugt, sondern die größte Olivenölmenge weltweit!). Wenn man auf der N-322 von Albacete kommend Richtung Úbeda und Baeza fährt, blickt man auf ein riesiges grünes Meer von Olivenbäumen. Olivenbäume, soweit das Auge reicht, nur ab und zu sieht man einen weißen Klecks in der Landschaft, dort wo zwischen Oliven ein Bauernhaus steht. Die silbriggrünen Bäume überziehen wie Pocken die Landschaft, kein Fleckchen ist unausgefüllt, hier herrscht Monokultur in Reinform. Viele dieser Bäume „hängen am Tropf“, d.h. sie werden künstlich bewässert, denn die „aufgeblasenen“ Oliven bringen einen wesentlich höheren Ertrag als Oliven von Plantagen, die in Trockenkultur bewirtschaftet werden. Die Bäume, der Einfachheit halber in praktische Dreier- oder Vierergruppen gepflanzt, stehen in Reih und Glied so weit auseinander, dass die Traktoren bequem durch die Baumreihen fahren können. Selbst mit ihren großen Erntemaschinen ist das für die Olivenbauern kein Problem. Hier wird wirtschaftlich gearbeitet, es erntet kaum noch jemand per Hand und selektiert die schadhaften Früchte. Doch die Professionalität in der Bewirtschaftung, die frühe Ernte und die umgehende Verarbeitung der Früchte garantieren trotzdem eine sehr gute Ölqualität bzw. beste Tafeloliven. Kaum einen Verbraucher interessiert neben der Qualitätsbezeichnung „virgen extra“, dass die Oliven hier genauso wie die Erdbeeren in der andalusischen Provinz Huelva mit allerlei Chemie behandelt werden, um sie vor Schädlingen und Pilzen zu schützen, darüber hinaus findet Kunstdünger reichlich Verwendung. Einziges Ziel ist Gewinnmaximierung, denn die Menschen dieser Region sind von dem Ergebnis ihrer Olivenernte abhängig, Missernten können sie an den Rand der Existenz bringen. Fairerweise muss hinzugefügt werden, dass es inzwischen auch etliche Betriebe gibt, die auf den Einsatz von Chemie verzichten und ausgezeichnetes ökologisches Öl produzieren. Der beißende Ölgeruch der wenigen Ölmühlen, die bereits Ende September die ersten grünen Oliven mahlen, schwängert die Luft und legt sich auf unsere Atemwege. Wie streng muss es erst riechen, wenn die Olivenernte auf Hochtouren läuft und alle Ölmühlen im Akkord arbeiten? -----> Der nächste Bericht führt uns weiter in das Bergdorfes Iznatograf (Jaén).[/b]