..
Irgendwie ein interessantes Thema:
Man hilft sich unter Freunden.
Ich habe jetzt mal zurückgeblickt in den letzten 40 Jahren.
Wann brauchten wir Hilfe von unseren Freunden?
Wir brauchten sie, wenn wir umgezogen sind (innerhalb unserer Stadt bzw. Umgebung). Dies war jedoch eine Hilfe bei Gegenseitigkeit. Wir haben denen geholfen und sie haben uns geholfen.
Alles andere haben wir immer selbst geregelt, so haben wir z.B. immer unser Auto am Flughafen stehen lassen (und die Parkplatz-Gebühr bezahlt), wenn wir verreist sind. Natürlich hätte ich jetzt für andere nicht einen einseitigen Bring- und Abholdienst machen wollen.
Seltsamerweise kommt dieses Thema hier in Spanien ganz anders zur Sprache. Ist mir irgendwie auch klar, über 90 % der Leute, die wir näher kennen, sind Teilzeit-Residenten (d.h. sie haben 2 Wohnsitze). Wie bequem sind da Freunde (?), die in deren Abwesenheit vieles regeln.
Montemar hat es ja wunderschön beschrieben, was es sein könnte.
wer will für alles und jedes Dolmetscher spielen oder Taxifahrer, nach dem Pool sehen, ob er vielleicht gekippt ist, ob das Haus noch steht oder schon besetzt wurde, ausnahmsweise Blumen gießen, weil man die Bewässerungsanlage aus Geiz nicht anstellt wegen zuviel Wasserverbrauch oder die bösen Nachbarn könnten ja Wasser klauen und den Poolmann sollte man ja beobachten, immerhin bezahlt man ja dafür, den Briefkasten ausleeren, nicht daß er überquillt, da könnte ich noch viele Dinge aufzählen!
Besonders interessant sind dann natürlich solche Freunde (?), die dauerhaft hier wohnen und so manchen Freundschaftsdienst übernehmen.
Doch ich frage mich, wann würden denn diese Freunde (?) für mich etwas tun?
Wenn ich im Sommer zum Flughafen möchte, ist keiner da (den Sommer verbringen sie in Deutschland).
Eine Übersetzungshilfe benötige ich nicht, denn ich habe Spanisch gelernt. Wenn doch, dann bezahle ich einen Gestor.
Handwerker-Arbeiten im Haus machen wir selbst und ansonsten bestellen wir einen spanischen Handwerker und bezahlen dafür.
Für diese Art der gegenseitigen (?) Freundschaftshilfe stehen mein Mann und ich halt nicht zur Verfügung.
Unsere
langjährigen Freundschaften leben in Deutschland.
Ob es Bestand haben wird, weiß ich nicht. Vielleicht – vielleicht auch nicht.
Mit vielen haben wir jedoch noch regen Kontakt und im Sommer beim Deutschlandbesuch machen wir einen Besuchstermin mit ihnen, dass man sich wiedersehen kann.
Mag ja sein, dass meine überaus netten britischen Nachbarn irgendwann mal Freunde werden. Aber zur Zeit sind es nette Nachbarn. Oder nette Leute (international) die ich kennengelernt habe: mit ihnen trifft man sich gelegentlich, aber es werden sicherlich keine Freunde. Es sind nette Bekannte.
Der Nachbarschafts- und Bekanntenkreis ist im Rentenalter, so wie wir auch und ich denke, über 90 % der Leute, die ich kenne, werden nach Deutschland bzw. in ihr Heimatland zurückkehren, wenn es gravierende gesundheitliche Probleme gibt. Bleibt da noch Zeit, dass sich eine Freundschaft entwickelt?
Insofern kann ich mich nur wiederholen, ich suche keine Freundschaften, nur nette Bekanntschaften. Wenn mir dann doch mal eine Freundschaft über den Weg läuft, OK. Aber ich erwarte es nicht.
Gruß

Josefine