Die Ehre der Familie

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Cozumel
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Re: Die Ehre der Familie

Beitrag von Cozumel »

Das mit den Kindern ist sicher das grösste Problem gegen eine Scheidung.
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Oliva B.
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Re: Die Ehre der Familie

Beitrag von Oliva B. »

Der gute Ruf - Ehre als sozialer Zwang?

Der Begriff "Ehre" wird in der Türkei (Eingangsbeispiel) anders definiert als in Deutschland und die Frauen im islamisch geprägten Saudi-Arabien haben es noch schwerer als die in der Türkei..

"Ehre" und "guter Ruf" haben nicht nur in der Türkei oder in Saudi-Arabien, sondern auch in Deutschland einen sehr hohen Stellenwert.

Es ist noch nicht allzu lange her, da war die Ehre einer deutschen Familie beschmutzt, wenn die Tochter ein uneheliches Kind bekam. Ihr erinnert euch? Oft wurde die "Ehre" unter familiärem Druck bewahrt, indem die Tochter zur Abtreibung gezwungen wurde, denn was sollten sonst die Nachbarn denken?

Aber hat das Urteil der Nachbarn heute weniger Gewicht als damals? Wie viele Leute machen ihren Mitmenschen etwa vor, geben sich nach außen völlig anders, nur damit sie gesellschaftlich akzeptiert werden? - Da fallen mir spontan ziemlich viele Beispiele ein, z.B. der katholische Priester mit seiner angeblichen "Haushaltshilfe" oder Menschen, die ein Scheinleben führen, weil sie nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Auch das hat etwas mit Angst vor Verlust der Ehre oder Achtung zu tun.

Mit einem Erlebnis möchte ich nun von der Türkei einen weiten Bogen über das Mittelmeer nach Spanien schlagen. Hier hat uns vor vielen Jahren einer unserer spanischen Nachbarn verdeutlicht, was er unter "Ehrabschneidung" versteht.

Als wir damals ins Hinterland zogen, war der Weg zu unserem Haus ziemlich zugewachsen. Mandel- und Olivenbäume unserer Nachbarn streckten ihre Zweige teilweise bis zur Fahrbahnmitte aus, unmöglich, den Weg ohne Kratzer am Auto zu passieren.

Eines Tages erwarteten wir eine LKW-Lieferung. Der Fahrer kam den Rest des Weges zu Fuß bis zu unserem Haus und meinte, er könne unmöglich weiter fahren, weil einige Bäume am Wegesrand ein Weiterkommen verhinderten. Mein Mann nahm kurz entschlossen die Motorsäge und kappte alle Äste, die über den Weg hingen, danach konnte der Lastwagen problemlos passieren.

Wir informierten nachträglich die anderen Anlieger von unserem Vorgehen. Alle zeigten Verständnis, doch einer kam aufgebracht zu uns und erklärte uns, dass mein Mann ihm beim Absägen der Äste seiner Bäume gleichzeitig die Ehre abgeschnitten hätte. Um mir seine Gefühle zu verdeutlichen, fragte er mich, was ich denn empfinden würde, wenn jemand ungefragt über unser Grundstück spazieren würde? Das wäre uns wahrscheinlich auch nicht recht?

Je mehr er sich in Rage redete, desto mehr rötete sich sein Gesicht. Deshalb fragte ich ihn kurz bevor er explodierte, wie ich ihm die abgeschnittene Ehre wiedergeben könne. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Mit einer Zahlung von 50 Euro könne er die Angelegenheit vergessen, erklärte er. Und damit sei seine Ehre vollkommen wieder hergestellt, fragte ich neugierig nach. Oja, selbstverständlich!

Erleichtert zahlten wir ihm den verlangten Betrag, ohne den Versuch zu machen, diesen völlig überzogenen Preis runter zu handeln. Der nachbarschaftliche Frieden und die verletzte Ehre waren wieder hergestellt. Das war die Hauptsache. Dieser Vorfall blieb bis heute glücklicherweise ein Einzelfall und wir hörten später, dass dieser Nachbar ein sehr schwieriger Mensch sei.
Cozumel
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Re: Die Ehre der Familie

Beitrag von Cozumel »

Mir sind solche Beispiele auch eingefallen, als ich das Eingangsposting schrieb. Zum Beispiel die Eherenmorde in Italien, wie die Vendetta oder das Recht des Mannes seine Frau umzubringen, wenn sie ihn betrog.

Aber, hey das ist in Europa überwunden. Und die Türkei möchte doch Teil der EU werden.
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