Shopping oder Kirche?

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Oliva B.
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Re: Shopping oder Kirche?

Beitrag von Oliva B. »

Das Thema ist kontrovers und man bekommt beim Lesen dieses Threads den Eindruck, dass auf der einen Seite die Arbeitnehmer stehen (die IMMER ausgebeutet werden) und auf der anderen Seite die Arbeitgeber, die (selbstverständlich) ausbeuten.
Medusa hat geschrieben: -Kleine und mittlere Geschäfte können bei den langen Öffnungszeiten oft nicht mehr mithalten.
Der von so vielen gerühmte Mittelstand wird wieder ein stückweit verkleinert.
Hier wird von den armen Menschen gesprochen, die manchmal sogar sonntags arbeiten müssen. Ich komme selbst aus dem Mittelstand, da war Arbeit am Wochenende oder nach Feierabend an der Tagesordnung, denn dann wurden Arbeiten erledigt, die unter der Woche liegen geblieben sind (Angebote ausarbeiten, Rechnungen schreiben, Statistiken erstellen, Steuererklärungen ausfüllen).

Gerade kleine Betriebe können sich durch die erweiterten Öffnungszeiten über Wasser halten und konnten so den großen Konzernen Kaufkraft abschöpfen. In denen Kleinbetrieben arbeiten oft Familienangehörige unentgeltlich mit, um den Laden „über Wasser“ zu halten. Mit Arbeitszeiten, die für „normale“ Arbeitnehmer unvorstellbar wären. Die Arbeitgeber des Mittelstandes haben sehr oft eine mitarbeitende Ehefrau im Betrieb, die einen Fulltime-„Hungerleider“-Job hat, weil sie dafür auch nur 400 € bekommt (wie so viele andere Arbeitnehmer auch), weil im Firmenbudget mehr Gehalt nicht drin sitzt. Der von Medusa erwähnte „gerühmte“ Mittelstand ist selbst in Krisenzeiten immer noch der eigentliche Wirtschaftsmotor in Deutschland.
Florecilla hat geschrieben:Der 400-Euro-Jobber erhält davon jedoch später nichts, denn die Zahlung ist pauschal und wird nicht dem "persönlichen" Rentenkonto gutgeschrieben.
Florecilla, in dem Punkt gebe ich dir nicht Recht.
Zitat:
Mini-Jobber haben weiterhin die Möglichkeit, die Rentenversicherungsbeiträge des Arbeitgebers in Höhe von 15 Prozent (bei Haushalts-Jobs: von 5 Prozent) auf den regulären vollen Satz von 19,9 Prozent aufzustocken (Option). Diese Aufstockung muss er selbst tragen, der Arbeitgeber ist daran nicht beteiligt.
Die Aufstockung wirkt sich nicht nur auf die spätere Rentenhöhe aus (Faustregel: Ein Jahr 400-Euro-Job = 4.25 Euro Rentenanspruch pro Monat). Wer freiwillig aufstockt, kann auch das volle Leistungsspektrum der Rentenversicherung in Anspruch nehmen, zum Beispiel Rehabilitationsleistungen, Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit, vorgezogene Altersrente.
Quelle

Um noch mal auf das Beispiel mit der Verkäuferin zurück zu kommen. Ich kann mir vorstellen, dass eine Verkäuferin viel lieber 20 Sonntage im Jahr arbeitet, wenn sie dafür ihren Job behalten kann. Sie hat zum Ausgleich einen anderen Tag in der Woche frei. Das ist zwar nicht familienfreundlich, aber immer noch besser als arbeitslos zu sein. Wir leben in Krisenzeiten und nicht in der Blütezeit der Hochkonjunktur.
Matonkiki hat geschrieben: Wer aber vor vielen Jahren "Verkäuferin" gelernt hat, konnte nicht ahnen, dass der Sonntag eines Tages zum Werktag erklärt werden würde...
Heute kann keiner mehr planen, was in 10 oder 20 Jahren sein wird. Das erlernte Berufsbild existiert nach dieser Zeit vielleicht gar nicht mehr. Heutzutage müssen alle flexibel sein, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer. Es ist daher normal, wenn jemand im Laufe seines Berufslebens drei oder vier unterschiedliche Berufe ausübt.
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Florecilla
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Re: Shopping oder Kirche?

Beitrag von Florecilla »

Oliva B. hat geschrieben:Das Thema ist kontrovers und man bekommt beim Lesen dieses Threads den Eindruck, dass auf der einen Seite die Arbeitnehmer stehen (die IMMER ausgebeutet werden) und auf der anderen Seite die Arbeitgeber, die (selbstverständlich) ausbeuten.
Florecilla hat geschrieben:Das Problem ist m.E., dass bei diesem Thema nur schwarz und weiß gesehen wird. Auf der einen Seite die arme Verkäuferin, die gezwungen wird, sonntags auch noch zusätzlich zu arbeiten, und auf der anderen Seite der böse Chef, der Sanktionen androht, wenn die Angestellten nicht spuren.
Da gehen wir wohl ziemlich konform ;;) Und genau diese schwarz-weiße Sichtweise macht die Diskussion so problematisch.

Oliva B. hat geschrieben:Florecilla, in dem Punkt gebe ich dir nicht Recht.
Zitat:
Mini-Jobber haben weiterhin die Möglichkeit, die Rentenversicherungsbeiträge des Arbeitgebers in Höhe von 15 Prozent (bei Haushalts-Jobs: von 5 Prozent) auf den regulären vollen Satz von 19,9 Prozent aufzustocken (Option). Diese Aufstockung muss er selbst tragen, der Arbeitgeber ist daran nicht beteiligt.
Die Aufstockung wirkt sich nicht nur auf die spätere Rentenhöhe aus (Faustregel: Ein Jahr 400-Euro-Job = 4.25 Euro Rentenanspruch pro Monat). Wer freiwillig aufstockt, kann auch das volle Leistungsspektrum der Rentenversicherung in Anspruch nehmen, zum Beispiel Rehabilitationsleistungen, Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit, vorgezogene Altersrente.
Stimmt, aber eben nur, wenn der Minijobber bereit ist, auf die Pauschale, die der Arbeitgeber zahlt, aufzustocken. Dazu ist aber fast niemand bereit. In 15 Jahren habe ich das bislang zwei Mal erlebt. Meine Aussage bezog sich auf den AG-Pauschbetrag.


Nachtrag:
Wenn Sie als Beschäftigte auf die Befreiung von der Sozialversicherung verzichten und aufstocken, also die fehlenden 4,9% bzw. 14,9% aus Ihrer Geldbörse zahlen, haben Sie folgende Vorteile:

•Sie erhöhen die Wartezeit auf ein Verhältnis von 1:1.
•Die Aufstockung wirkt sich auf die Höhe der späteren Rente aus.
•Sie haben Anspruch auf das volle Leistungsspektrum der gesetzlichen Rentenversicherung wie Reha-Leistungen oder Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit.
•Als Pflichtmitglied der gesetzlichen Rentenversicherung haben Sie Anspruch auf staatliche Förderung einer Eigenversorgung im Alter (Riester-Rente).
Problematisch ist auf jeden Fall, dass dieser Eigenanteil, ob nun 4,95 oder 14,9%, letztlich nur einen sehr geringen finanziellen Rentenanspruch sichert. So entsteht nach zehn Jahren voller Beitragszahlung aus einem MiniJob heraus ein Rentenanspruch von gerade mal 40 Euro.

Quelle: DGB-Ratgeber
Zuletzt geändert von Florecilla am Do 3. Dez 2009, 23:29, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Nachtrag
Saludos,
Florecilla (Margit)


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