Rioja hat geschrieben:Hallo zusammen
Ich bin als nicht Katholik in eine Schule in Katholischer Gegend aufgewachsen. Natürlich hatte es da auch ein Kreuz an der Wand. Als Kind hat mich dies eh nicht gestört. Ist schon eine schöne Zeit her. Würde ich als Kind heute in die Schule gehen, würde mich das Kreuz oder nicht Kreuz wahrscheinlich wiederum nicht interessieren oder stören.
Genauso ist es in der Wirklichkeit - das Problem wird erst von den Erwachsenen geschaffen.
Das Kreuz als Christliches Glaubenssymbol kennen wir schon bald 1600 Jahre. Also ein alteingesessener Brauch in Christlichen Ländern und davon haben wir doch einige in Europa. In jüngerer Zeit erfährt das Symbol des Christentums vor allem in Schulen oder öffentlichen Gebäuden vermehrt Opposition. Zum einen Teil von Christen selbst und zum anderen Teil von Nichtchristen.
Bei den Christen dürfte die Ablehnung zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass viele mit diversen Christlichen Religionen nicht einverstanden sind. Dem kann ich als nicht Kirchengänger nachfühlen. Das Kreuz, als Symbol, kann jedoch nichts dafür, dass diverse Kirchen an ihren Schäfchen vorbei predigen oder sogar Missetäter in ihren Reihen hat. Das Kreuz ist nicht das Symbol von den Katholiken, Evangelischen, Orthodoxen und wie die vielen christlichen Splittergruppen heissen, sondern das Symbol aller christlichen Glaubensgemeinschaften.
Von den ablehnenden Christen habe ich schon geschrieben. Nun gibt es auch noch den grossen Teil von nicht Christlichen Menschen. Sie leben zwar in einem Christlichen Land doch möchten sie nicht, dass ihre Kinder in eine Schule gehen, in deren Zimmer Kreuze angebracht sind. Auch in Spitälern hängen zum Teil Kreuze und fallen auf gleichen Widerstand. Widerstand gegen einen wirklich uralten Brauch, das Kreuz als Symbol in einem doch mehrheitlich christlichen Land.
Wenn wir nun bei den Nichtchristen sind, die zum Teil militant (und manchmal auch erfolgreich) gegen den alten Brauch des Kreuzes Sturm laufen, möchte ich erinnern, dass die gleiche Gruppe wiederum recht erfolgreich ihre eigenen religiösen Bräuche in öffentlichen Institutionen wie Schulen, Krankenhäuser und andere einfliessen lassen, nachdem als erstes die Kreuze teilweise entfernt wurden. So weigern sie sich, dass ihr Kinder mit den anderen (wahrscheinlich mehrheitlich christlichen) Kindern turnen oder gar den Schwimmunterricht besuchen. Auch tragen einige das Kopftuch mindest als Zeichen ihrer Zugehörigkeit. Dies zu tragen und sich abzuheben von anderen wird ihnen auch gerichtlich zuerkannt.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, denn das ist die Wirklichkeit.
Und wenn dem nicht so wäre, wird dies schlussendlich mal vor dem Menschenrechts Tribunal "landen", in der Regel werden solche Rechte bereits schon auf regionaler Stufe zuerkannt, weil man sich vor oberinstanzlichen Massnahmen fürchtet. Geregelt scheint dieses sich abheben von anderen in Spanien mit den Schuluniformen.
Im weiteren bekommen die Kommunen je länger je mehr Schwierigkeiten auf den Friedhöfen. War es in kleineren Kommunen so, dass Katholiken (in vielen Gegenden die Mehrheit) auf einer Seite und Nichtkatholiken auf der anderen Seite beerdigt wurden. Es hat aber auch Kommunen in denen kein Unterschied gemacht wird und ein Verstorbener nach dem anderen bestattet wird. Wäre auch nach meinem Willen, denn es ist anzunehmen, dass sich unter dem Boden niemand mehr bekriegen wird.
Nun mit der steigenden Zahl von nicht christlichen Menschen in Christlichen Ländern wird der Ruf nach eigenen Friedhöfen auch immer lauter. Einen eigenen Teil innerhalb des Friedhofes würde ich als toleranter Christ ja noch zustimmen, obwohl verstorben alle von den gleichen Organismen "verarbeitet" werden. Es gibt aber Nichtchristen, die nicht nur nebst einem Christen nicht beerdigt werden wollen, sondern auch noch solche die nie in Erde gelegt werden wollen in denen schon mal Christen gelegen haben. Wie man das umsetzt schreibe ich nicht, weil ich es nicht beweisen kann.
Das ist jetzt für mich total Neu und ich fass es nicht, dass Menschen solche Gedanken haben können. Ich stimme Dir zu: unter der Erde wird sich keiner mehr bekriegen und die Erde in der Christen lagen, wird Nichtchristen bestimmt nichts "antun" oder andersherum
- ich versteh so etwas nicht -
Dies zu den Bräuchen verschiedener Religionen. Einerseits werden alte Bräuche bekämpft, was zwar schade aber irgendwie doch legal ist, wenn sich eine Mehrheit finden lässt. Konträr zu alten Bräuchen abschaffen, kommt dann aber das posthume einsetzen eigener Bräuche. Das passt irgendwie nicht zu Ersterem.
Ganz genau
Obiges sind eigentlich mehrheitlich Fakten und Begehren rund ums Kreuz an verschiedenen Orten. An wenigen Stellen habe ich meine eigentlich tolerante Meinung angefügt. Diese Meinung hat aber keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit. Wenn nun ein Kreuz irgendwo hängt in einem öffentlichen Gebäude, stört mich dies so wenig, als Christ, der nach den zehn Geboten zu leben trachtet und nicht zur Kirche geht, wie wenn keines dort hängt.
Das ist Toleranz!
- Mir geht das mit den Marienstatuen so.
Meine Schwiegereltern und diese gesamte Verwandtschaft ist Katholisch und Marienverehrer. Davon distanziere ich mich, was aber nicht heißt, dass ich ihnen ihre Einstellung nicht lassen würde. Ich aktzeptiere das und auch ihre geweihten Marienstatuen im Haus. Sie tun mir nichts - und wenn die Anderen damit ihre Freude und Frieden haben, ist das gut.
Eins möchte ich noch "zugestehen". Wenn ich auf einer Wanderung am Wegesrand ein schlichtes Holzkreuz sehe, erinnert mich dies eigentlich nicht direkt an das Christentum, sondern erinnert mich, dass obwohl wir Menschen uns stark und mächtig fühlen und alles im Griff haben wollen, doch noch etwas Grösseres geben muss, vor dem wir ehrfürchtig oder meinetwegen auch ehrfreudig staunend (wenn auch bildlich gemeint) den Hut ziehen dürfen.